Christen und Muslime: Was sie verbindet - was sie unterscheidet von Andreas Renz
Ein wahrhaftiger Anstoß, 1. Juli 2010
Seit beinahe 25 Jahre im interreligiösen Dialog zwischen Christen und Muslimen engagiert, war ich stets auf der Suche nach einer geeigneten schriftlichen Arbeitsgrundlage in deutscher Sprache - ohne selbst eine solche erstellen zu müssen.
Andreas Lenz und Stephan Leimgruber ließen diese Suche mit ihrer Arbeit "CHRISTEN und MUSLIME - was sie verbindet, was sie unterscheidet" auf bislang schönste Weise erfolgreich zu Ende gehen.
Damit ist über dieses herausragende Buch auch schon genug gesagt.
Wer wahrhaftige und wissenschaftlich fundierte, weder die eine, noch die andere Seite vereinnahmende Auskunft, das jeweilige religiöse SELBSTVERSTÄNDNIS beider religiöser Gemeinschaften tatsächlich berücksichtigend, über das Verbindende und Unterschiedliche beider Religionen wissen möchte, möge doch bitte DIESES Buch lesen und andere vorläufig außen vor lassen.
Ewige Weisheit: Das Geheimnis hinter allen spirituellen Wegen - Redaktion: Christa Spannbauer und Ursula Richard - Band 2 der Schriftenreihe "West-östliche Weisheit Willigis Jäger Stiftung" von Willigis Jäger
Ewige Weisheit - es gibt sie wirklich,
Ewige Weisheit - in diesem literarischen Kleinod hat Willis Jäger, seines Zeichens Zen-Meister und Benediktinermönch ein Werk gewirkt, welches jeder, der auf sehnsuchtsvoller Suche nach dem Geliebten, nach dem wahrhaften Urgrund alles Seins aufgebrochen ist, gleichsam als "richtungsweisende Kompassnadel sich ans Herz zu heften" geneigt ist.
Kaum ein anderes, von Menschen geschaffenes Werk hat in dieser dichten Weise die Essenzen göttlicher Weisheit - aus verschiedensten religiösen Traditionen - in eine - dem Selbst - verständliche - Komposition gefasst, dessen Duft so süß an die Herrlichkeit über aller Herrlichkeit gemahnt. Dieses Büchlein ist ein wahrhaft kostbares Geschenk an den Menschen, bringt es doch sein Wesen zu freudig schwingendem Tanz mit universaler Harmonie.
Quellen der Menschlichkeit: Bibel und Koran - von Christen und Muslimen gedeutet von Hans Grewel
Quellen der Menschlichkeit
Dieses, über 300 Seiten zählende Buch ist ein engagierter Aufruf, die natürliche, jedem Menschen innewohnende Menschlichkeit wieder zu entdecken. Die christlichen und muslimischen Verfasser haben sich alle Mühe gegeben, diesen Aufruf in leicht verständlicher und somit besonders für Jugendliche geeigneter Sprache zu formulieren. Anhand ausgewählter Geschichten aus dem Alten, dem Neuen Testament und dem Qur'an wurde der gemeinsame Bezug über entsprechende Auslegungen hergestellt und erklärt. Wenn das Buch in erster Linie vielleicht für Leser gedacht ist, welche sich bislang nur wenig mit den theologischen islamischen oder auch biblischen Aussagen beschäftigt haben, ist bemerkenswert, mit welcher Kompetenz Jahrhunderte alte Tradition mit zeitgemäßem Textverständnis unkompliziert in Einklang gebracht wird. Dieses Buch ist definitiv eine Bereicherung für all jene, welche sich tiefschürfendes Studium schwerer Bücher ersparen möchten und dennoch die wesentlichen Inhalte der biblischen und qur'anischen Texte in universellem Kontext verstehen wollen, um derart gerüstet, bereit für eine gemeinschaftlich zu gestaltende, friedliche Zukunft zu sein. Sehr geeignet scheint mir dieses Buch für den interreligiösen schulischen Diskurs zu sein.
Die ursprüngliche Vorlage zur Robinsongeschichte, aus islamischem Denken und theologischer Systematik entwickelt, vermittelt ungemein klare Einsicht in das Denken der Altvorderen.
Mit zu Verständnis werdendem Erstaunen mag der Leser erkennen, dass die Thematik - das intuitive und intellektuelle Erfassen der natürlichen Beziehung des Geschöpfs zu seinem Schöpfer und zu seiner Umwelt - schon im zwölften Jahrhundert von Ibn Tufail in einer, ja modern anmutenden Aktualität und Komplexität erarbeitet wurde, die auch der auf diesem Gebiet unvorbelastete Leser leicht nachvollziehen kann.
Daniel Defoe hatte seine Freude an diesem Buch. Sie werden sie haben, so Gott will und Sie sich diese besondere literarische Delikatesse gönnen.
Die Botschaft des Koran: Übersetzung und Kommentar von Muhammad Asad
Dies ist eine klare Botschaft
Seit vielen Jahren kannte ich dies Buch und war von der Wichtigkeit es in die deutsche Sprache zu übertragen derart überzeugt, dass ich - in Unkenntnis über die parallel laufende Übersetzung durch Ahmad v. Denffer und Yusuf Kuhn - schließlich die Übersetzung selbst vornahm. Natürlich musste ich in einer Welt geordneten und gesicherten Copyrights auf eine Veröffentlichung verzichten - kamen Bruder Yusuf und Ahmad und ich doch fast zur gleichen Zeit zum Ende unserer getrennten Anstrengungen - und musste die Arbeit wieder vom Netz nehmen.
Doch ich darf Ihnen sagen: "Ich bereue diese Bemühung (sie dauerte etwa 2 Jahre) keineswegs. Auch wenn ich seit mehr als 25 Jahren Muslim bin - nie habe ich mehr über meine Religion gelernt, als durch diese Übersetzungsarbeit, in welcher jedes Wort bedacht und dessen Bedeutung nach-gedacht werden will."
Gönnen Sie sich das Studium dieses Buches, welches mit mehr als 5.000 erklärenden Fussnoten, mit einem, die Suche nach bestimmten Themen unsäglich erleichternden, umfassenden Register und mehreren Appendixen tiefen Einblick in wahrhaft islamisches Denken gibt, wie es kein zweites in deutscher Sprache vermag.
Fast jeder Vers, fast jede Frage, welchen den suchenden Geist umtreibt, wird in den korrekten Kontext gestellt und kann kaum mehr missverstanden werden.
Gott lohne es dem Verfasser der englischen Vorlage - Muhammad Asad - aus Seiner gnadenreichen Überfülle, schenke ihm Sein Wohlgefallen und reihe ihn unter den Ihm Nahen im Paradies Seiner Herrlichkeit.
Die Wiederentdeckung des Respekts von Josef Schönberger
Dieses Lesebuch interkultureller Begegnung, ich sage es gleich zu Beginn, möchte doch von jedem, von jeder Person gelesen werden, welche sich wahrhaftig bemüht, andere Menschen (im umfassenden Sinne dieses Wortes) zu verstehen, deren Motivationen ernst zu nehmen und zu begreifen, oder die beruflich in den verschiedensten sozialpolitischen Bereichen der Integration beschäftigt ist.
Am Beginn dieses wahrlich "Herzen öffnenden" Buches erklärt uns Josef Schönberger auf höchst eingängige Art, was Respekt ist und mindestens ebenso eingängig, was Respekt eben NICHT ist.
In einem nächsten Abschnitt werden die verschiedensten Aspekte menschlich Ausdrucks aus verschiedenen kulturellen Sichtwinkeln erläutert: Sprache, Körpersprache, Augenkontakt, Lächeln, Umgang mit dem Körper, Sexualität, u.v.m. Erstaunlich, wie leicht es doch ist, den anderen komplett misszuverstehen, ohne es vielleicht selbst wahrzuhaben ... oder wahrhaben zu wollen?
Tief in der Seele, ja, tatsächlich zu Tränen rührte mich manch eine Geschichte, mit welcher uns der Autor unsere kulturell bedingten Verschiedenheiten vor Augen hebt und uns mit überzeugender Eindringlichkeit zur Belebung des Respekts in der Öffentlichkeit aufruft. "Respekt hat mit dem Verstand nichts zu tun. Er richtet sich an die Seele des Menschen. Diese ist nicht politisch, sie ist heilig und verdient unsere besondere Rücksicht".
NUR mit wahrem Respekt wird es in unserer klein gewordenen Welt möglich sein, "GEMEINSAM ZUKUNFT zu GESTALTEN". Josef Schönbergers Buch zeigt uns den Weg dorthin. Danke Josef!
Von T. Steinfeld Alice Schwarzer gibt einen Sammelband über Islam und Feminismus heraus. Es geht darin nicht um kritische Auseinandersetzung, sondern darum, den fremden Glauben vorzuführen.
Einerseits könnte man an der "großen Verschleierung", dem von Alice Schwarzer herausgegebenen und von ihr und einem Dutzend Autorinnen verfassten Werk wider den "wachsenden Einfluss des politischen Islam nicht nur in Deutschland" mit einem Achselzucken vorbeigehen: Alle Beiträge waren schon in der Zeitschrift Emma veröffentlicht, zu einem großen Teil sind sie mehrere Jahre alt, und in ihrer Empörung über das Ansinnen der Pädagogin Fereshta Ludin, mit einem Kopftuch in den baden- württembergischen Schuldienst zu treten, wirken sie ebenso veraltet wie in ihrer Begeisterung für den "konservativen und populären" französischen Innenminister Nicolas Sarkozy, der auf "Integration" statt auf Multikulturalismus setze.
Andererseits bedeutet ja wohl allein das Faktum der Wiederveröffentlichung, dass zumindest Verlag und Herausgeberin diese Artikel für ungebrochen aktuell halten. Und mehr noch: durch seinen wiederholenden Charakter, durch die Fixierung der Artikel auf diesen einen Gegenstand, durch seine Hartnäckigkeit und, vor allem, durch seine Redundanz wirft sich dieser Sammelband zu einer großen Schmäh- und Kampfschrift gegen den Islam "nicht nur in Deutschland" auf.
Ein "genaues Bild vom heutigen Stand der kritischen Auseinandersetzung über den Islamismus" verspricht der Verlag. Das ist eine Irreführung. Denn es geht hier nicht um eine "kritische Auseinandersetzung", sondern darum, den fremden Glauben und seine militanten Anhänger vorzuführen, im Stil einer Entlarvung, die das biographische Detail nicht ausspart. Das Ziel dieser Kampfschrift besteht nicht darin, den Islam und dessen politische Radikalisierung zu "kritisieren", also sich zu überlegen, was es mit diesem auf sich hat, warum es ihn gibt, auch hierzulande, was er will und daraus praktische Schlüsse zu ziehen.
Für oder gegen das Böse Stattdessen erscheint der Islam insgesamt als das Abzulehnende schlechthin, und wer ihm begegnet, sieht sich sofort der letzten Frage ausgesetzt, ob er nun für oder gegen das Böse sei. Es geht nicht um eine Auseinandersetzung, die sich tatsächlich an Muslime richtete (und nur eine solche Kritik könnte sich auf die historische Aufklärung berufen), sondern um eine radikale Abfertigung aufgrund immer schon gesetzter Maßstäbe. Ihre Adressaten sind nicht die Andersgläubigen, sondern die Anhänger der eigenen Partei, deren Gesinnung bestätigt werden soll. Ein paar Dutzend ausgewählt krasser Fallbeispiele (und es sind immer dieselben) reichen aus, um die Behauptung zu begründen: "Ein streng am Normenkatalog der Scharia orientierter Islam ist nicht integrationsfähig, es sei denn unter Preisgabe von Grundrechten, die für die Gesamtbevölkerung gelten sollen" (Rita Breuer).
Diese Parteilichkeit hat umgekehrt zur Folge, dass es ausreicht, über den Islam und seine gesellschaftliche oder politische Praxis überhaupt nachdenken zu wollen, um jeden intellektuellen Vorbehalt (im Übrigen auch er eine Errungenschaft der historischen Aufklärung) als Feigheit oder gar als Verrat erscheinen zu lassen. Stattdessen ist Militanz gefordert, denn der Feind ist nicht nur aggressiv: "Wer die Befreiung muslimischer Mädchen vom Sport- und Schwimmunterricht akzeptiert, stelle sich bitte darauf ein, in absehbarer Zeit auch über Biologie, Kunst, Musik oder die Themenwahl im Geschichtsunterricht zu diskutieren. Schluss mit lustig." (Rita Breuer)
Vielmehr ist er auch verschlagen und heimtückisch, sodass man ihm die Maske vom Gesicht reißen muss, um seine wahren Absichten zu erkennen. "Das wahre Problem ist die systematische Unterwanderung unseres Rechtssystems mit dem Ziel der ,Islamisierung' des Westens" (Alice Schwarzer). Mit der historischen Aufklärung, auf die sich die "Islam-Kritiker" berufen, haben solche Verschwörungstheorien nichts zu tun, um so mehr aber mit Geistfeindlichkeit und innerer Mobilmachung. Deswegen wirken auch die paar Vorschläge, wie mit dem radikalen Islam umzugehen sei, immer so schwach bemessen - ganz gleich, ob das Kopftuchverbot, die obligatorische Teilnahme an Klassenfahrten oder ein intensiverer Deutschunterricht genannt wird. Sie wirken so unangemessen, weil die Intention auf etwas viel Größeres zielt: Nur was will man mit den Millionen Muslims in Deutschland tun - sie zwangsweise umerziehen, sie ausweisen (so wie es der von Emma bewunderte Nicolas Sarkozy jüngst mit zweitausend Roma tat), sie alle miteinander in ein Ghetto sperren?
Kulturkampf gegen den Islam Der radikale Laizismus, so wie ihn die gegenwärtige französische Regierung praktiziert, ist eine halbherzige Angelegenheit. Denn er geht zum einen selektiv mit religiösen Symbolen um, und zum anderen unterstellt er, jedes Kopftuch berge eine Bekenntnis zum radikalen Islam - was, von Einzelfall zu Einzelfall, kaum zu beweisen wäre. Die Entschlossenheit, mit der sich Alice Schwarzer dem französischen Vorbild anschließt, vom Kopftuch bis zum Schwimmunterricht, läuft auf eine innenpolitische Feinderklärung hinaus, deren Konsequenz wenn nicht die Ausweisung vieler Muslims, so aber doch eine Erziehungsdiktatur wäre. Bislang gestaltet sich die politische Kultur der Bundesrepublik oft anders: Eher, als dass sie Hassprediger verbannte (das tut sie auch), setzt sie ihnen, in einem Akt der Gleichstellung der Konfessionen, eine staatliche Ausbildung von Imamen entgegen. Und beharrt darauf, dass Schwimmenkönnen eine notwendige Kulturtechnik ist, ohne zugleich einen Kulturkampf gegen den Islam zu führen.
Wenn es nicht schon das Ideal einer Erziehungsdiktatur ist, das dazu führt, dass jeder Versuch, weniger das Vorurteil als vielmehr den Verstand walten zu lassen, als Illusion des "Multikulturalismus" oder Naivität des "Gutmenschen" vom Tisch gefegt wird - ganz so, als wäre die in den achtziger Jahren beliebte prinzipielle Anerkennung anderer Kulturen nicht das eigentliche Komplement zur gegenwärtig so erfolgreichen prinzipiellen Ablehnung der "nicht-integrationswilligen" Ausländer und ihrer Kinder und Enkel.
"Multikulti" und "Islam-Kritik" gleichen sich in ihrem rigorosen Moralismus ebenso wie in ihrer Laxheit im Umgang mit Argument und Urteil. Die einen wollen die Bösartigkeit aller islamischen Kultur, die anderen die Gutartigkeit des "Fremden" nicht begründen müssen. Und so, wie der Multikulturalismus die bunten Bilder der fremden Kulturen, um deren Gleichbehandlung er sich bemühen wollte, erst in die Welt setzte, stellt die "Islam-Kritik" die Feinde des demokratischen Vaterlands her, indem sie alle Äußerungen des anderen Glaubens in den Verdacht stellt, nur die Verschleierung ganz anderer und grundsätzlich böser Absichten zu sein. "Alles klar?", um mit einer Autorin des Buches zu reden.
Das finstere Gegenteil der abendländischen Kultur Es stimmt: Der radikalisierte Islam will die Privatisierung des Glaubens nicht gelten lassen. Er arrangiert sich nicht mit laizistisch verfassten Staaten. Er verachtet das westliche, stets relativierende Bekenntnis zur Religion, dem immer mehr Christen nur an Sonntagen und die meisten allenfalls noch zu großen Festen nachgehen. Und vor allem wurde er - als er sich, im Iran, im Irak, in Ägypten, in Algerien, als herrschende sittliche Macht im Staat gefährdet sah - zu einer politischen Partei, betrieb den Umsturz mit terroristischen Mitteln und führte ihn als fortlaufendes Strafgericht fort, auch als die Macht längst errungen war. Es gibt keinen Grund, sich diesen Glauben oder gar diese Gewalt zu eigen zu machen. Es gibt aber auch keinen Grund, ihn zum finsteren Gegenteil der abendländischen Kultur zu erklären.
Denn es trifft ja nicht einmal zu, dass die christlichen Religionen sich selbst für private Angelegenheiten halten (auch wenn sie seit ein paar hundert Jahren auf physischen Terror verzichten). Ihr Gottesdienst findet in der Öffentlichkeit statt, er ist in jeder Stadt, in jedem Dorf auf mannigfaltige Weise sichtbar. Keine der großen christlichen Kirchen verzichtet auf Stellungnahmen zur Abtreibung, zum Krieg in Afghanistan. In der Allgemeinheit des Anspruchs unterscheiden sich die Kirchen also nicht vom Islam, und doch muss dieser als besonders anachronistische Veranstaltung mit einem immanenten Hang zum Terrorismus, zur Unterdrückung des entfalteten Menschen im Allgemeinen und der Frau im Besonderen gelten.
Glaubt man den Autorinnen dieses Bandes, dann ist die Welt zum Gegenstand einer gigantischen Verschwörung geworden, deren wahres Ausmaß die allzu zahlreichen "Gutgläubigen", verblendet durch "falsche Toleranz", gar nicht wahrnähmen. "Jetzt sitzen Kapitalisten und Postkommunisten", erklärt Alice Schwarzer zur Lage der Welt zwischen dem Iran, Tschetschenien und Afghanistan, "in einem Boot - und zittern vor der heranbrandenden grünen Welle". Cornelia Filter erkennt einen "islamistischen Zusammenschluss mit der propalästinensischen Linken und antikapitalistischen Globalisierungsgegnern" sowie "mit radikalen Rechten", und auch sonst herrscht kein Mangel an großen und kleinen Taten der Verschwörung.
Alle Unterscheidungen, auf die auch die Autorinnen dieses Bandes Rücksicht nehmen wollen, alle Differenzen zwischen radikalen und gemäßigten Muslims gehen an solchen konspirativen Phantasien zugrunde: Denn immer ist da der Verdacht, es könne "Verschleierung" sein, und dieser Verdacht ist ohne ein gehöriges Maß an Rassismus nicht zu haben: So sind sie eben, die Muslims. Oder genauer: So ist er eben, der Muslim.
Denn was hat Afghanistan in den Untergang getrieben: "Männerterror im Namen des Islam" (Gabriele Venzky). Und wer kann das Land retten? Eine "Truppe mutiger und entschlossener Frauen" - ganz so, als könnten Frauen keine religiösen Fanatiker sein, als könnten sie keine Kriege führen und nicht über große Staaten herrschen. Dem ebenso grundsätzlich freundlichen Urteil über "die Frau" steht in diesem Buch das entsprechend schlechte Urteil über "den Mann" gegenüber, wobei der islamische Mann als immanente und ultimative Steigerung des Mannes schlechthin erscheint. Der bürgerliche Feminismus, mit dem Alice Schwarzer vor drei, vier Jahrzehnten ihre öffentliche Laufbahn begonnen hatte, hat im Muslim seinen größten Gegner gefunden, schlägt sich selbstzufrieden auf die Seite einer "Allianz der Willigen" und landet bei der Bild-Zeitung. Man kann das auch anders sagen: Wer solche Volksheldinnen hat, muss sich über die Abwesenheit einer fremdenfeindlichen Partei in Deutschland nicht mehr wundern.
STREIT um das MINARETT M. Tanner, F.Müller, F. Mathwig ISBN 978-3-290-17549-8
Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Buch sollte Bestandteil der Bibliotheken ALLER mit dieser Thematik befassten Personen und Organisationen sein.
Auch wenn der Vergleich "einbeinig" daher kommt, kann gesagt werden, dass es besonders für die Moscheevereine, zumindest solche, welche sich auch explizit für die Integration ihrer Mitglieder in die Schweizer Gesellschaft aussprechen, wenigstens Sunna-Muakada, ist, sich dieser reichen Quelle an statistischen, juristischen, historischen, sozialpolitischen argumentativen Informationen zu bedienen, um sie intensiv auch in der Gemeinschaft zu studieren.
Nur zur Erklärung:
Dieser Vergleich ist deswegen nicht wirklich zulässig, weil islamische theologische Fachbegriffe, in diesem Falle, "ein dringend zur Übernahme empfohlenes Beispiel des Propheten", natürlich nicht einfach auf den sozialpolitisch gebotenen Kauf eines Buches übertragen werden kann oder soll.
Dies soweit auch zu Trennung von Politik und Religion im Islam.
Vielmehr ist für die Muslime in der Schweiz wichtig, die in diesem Buch akribisch recherchierten Argumente zu studieren, weil sie dadurch vor allem den komplexen sozialen, juristischen und politischen Aufbau des Schweizer Rechtsstaates begreifen und verstehen lernen.
Auch für die Zukunft werden sie durch das im Buch vermittelte Wissen in die Lage versetzt, ihre berechtigten Anliegen im korrekten Kontext im öffentlichen Diskurs zu platzieren.
Integration ist eben nicht etwas, welches nur durch die mehr oder weniger ausgeprägte Aufnahmebereitschaft der Mehrheitsgesellschaft funktioniert, sondern in mindestens gleichem Maße durch die von der Minderheitsgesellschaft beizubringende Willigkeit und ihr Vermögen , sich in die konkret gegeben funktionalen Strukturen (juristischen, politischen, historisch gewachsenen, etc.) einzufügen und sich dieser auch in gegebener, vorgesehener Form zu bedienen.
Für die nichtmuslimischen Bürger in der Schweiz, ist dieses Buch nicht minder zur Lektüre angeraten, weil sie neben vielen Fachinformationen auch ganz spezifische Informationen, die politische Zukunft der Schweiz erhalten, welche ihnen bislang in der öffentlichen Debatte vorenthalten werden.
Nämlich z.B. (S 79-80)
a.) Die Minarettverbotsinitiative verstößt gegen geltendes Völkerecht.
b.) Wegen des hohen Stellenwertes der Volksrechte in der Schweiz werden Initiativen, die "nur" völkerrechtswidrig sind in der Schweiz zugelassen.
c.) Die Schweiz könnte also im Falle das Bauverbot für Minarette in der Verfassung stehen lassen, würde aber jedes Mal, wenn eine Verweigerung einer Baubewilligung für ein Minarett vom EGMR (Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte) zu beurteilen wäre, den Fall verlieren und zu einer völkerrechtlich verbindlichen Schadensersatzleistung verpflichtet werden können.
d.) Wird in Kenntnis dieser möglichen Folgen eine solche Initiative angenommen, so ist dies als Auftrag an den Bundesrat zu werten, die Schweiz durch Kündigung aus der völkerrechtlichen Verpflichtung zu befreien. Diese Konsequenz folgt der Logik, dass der Inhalt einer zwingendes Völkerrecht nicht verletzenden Initiative zu befolgen wäre.
a.) Ebenfalls würde der UNO-Pakt II durch die Annahme der Initiative verletzt werden, was aber weniger gravierend wäre, da die Entscheide des UNO Ausschusses für Menschenrechte völkerrechtlich nicht bindend sind. Die Schweiz würde sich dann einfach in ständigem Widerspruch zum UNO-Pakt II befinden. Eine etwas sehr eigenwillige und nicht förderliche Position für ein Land, welches sich der weltweiten Förderung der Menschenrechte verschrieben hat.
Ich verspreche den Lesern dieses Fachbuches, dass jede Seite NEUES, essentielles Wissen vermittelt. Wissen, welches gedeihlichem Zusammenleben verschiedenen religiös geprägter Gesellschaften in der Schweiz höchst zuträglich ist und künftig höchst bekömmlich werden wird.
Liebe Leute, so richtig ganz als Rezension mag ich diese Kurzkritik eigentlich nicht herausgeben, wobei es zunehmend schwieriger wird, nur noch Werke in dem Themenbereich zu rezensieren, die mich nicht zitieren ). Nun, jedenfalls möchte ich die Lektüre dieses übersichtlichen Buches empfehlen für Menschen, die sich jenseits eines schwachen apologetischen Verteidigungsdiskurses zu den kruden Thesen Sarrazins äußern wollen oder müssen. Es enthält doch einige nützliche Knackpunkte und zeigt unkompliziert auf, wie man analytisch an derlei Pamphlete herangehen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Sabine Schiffer Institutsleitung
Institut für Medienverantwortung Goethestr. 6 91054 Erlangen
Der Autor dieser Bachelorarbeit tut gut daran, den Begriff Islamkritik in Anführungszeichen zu setzen, denn er entlarvt schließlich Sarrazins Rassismus, den dieser hinter legitimer Religionskritik zu verschleiern sucht. Dabei geht Illerhaus in drei Schritten unter Anwendung verschiedener Analysemethoden vor. Meine anfängliche Skepsis, mit religionswissenschaftlichem Interesse an Sarrazins Publikationen heranzugehen, konnte der Autor des lesenswerten Büchleins schnell zerstreuen.
So weist Illerhaus Sarrazin nicht nur Plagiat sowie fehlerhafte Zitationen nach, sondern auch glasklaren antimuslimischen Rassismus unter anderem durch die Unterschlagung wichtiger Fakten. Konsequent wendet der Autor die Strukturanalysekriterien an, die Thorsten Schneiders in dem von ihm herausgegeben Sammelband zur "Islamfeindlichkeit" zusammen stellt. Alle beschriebenen Strategien kommen bei Sarrazin zur Anwendung, so dass er dem Islam bzw. den Muslimen?? verallgemeinernd das unterstellen kann, was er meint.
Aber auch das von Sarrazin und seinen Fans gepflegte Konstrukt von Wissenschaftlichkeit durch Statistik bröckelt nach genauer Betrachtung und zwar nicht nur, weil der ehemalige Bundesbanker der SPD falsches Zahlenmaterial verwendet oder gar erfindet, sondern weil auch die Ableitungen aus dem zusammen gestellten Material empirischen Standards nicht gerecht werden.
Alles in Allem ist das schlanke 88-Seiten-Büchlein ein vernichtendes Urteil und darum eine empfehlenswerte Lektüre zur schnellen und konzisen Übersicht über Sarrazins Manipulationsmethoden. Es wäre aber nicht schade, wenn dem am Ende geäußerte Wunsch, tiefer in religionswissenschaftliche Fragen eindringen zu wollen, um Sarrazins beschränktes Islamverständnis aufzudecken, nicht nachgekommen würde. Dem Blick des Rassisten auf das Objekt seiner Betrachtung zu folgen, ist immer ein Zugeständnis an dessen Interessen. Dabei kann man hinter Illerhaus' Analyse deutlich sehen, wo die Bedürfnisse des Thilo Sarrazin liegen. Und diese, sowie seine Funktion im öffentlichen Diskurs verdienen sicher noch mehr kritische Aufmerksamkeit.
Illerhaus, Florian 2011: "Islamkritik" bei Thilo Sarrazin. Eine religionswissenschaftliche Untersuchung. Münster: Bookra-Verlag. 88 Seiten, ISBN: 978-3-943150-00-1.
Erkenntnis trifft dich wie das helle Licht Die Welt des Philosophen Schihabaddin Yahya al-Suhrawardi Von Thilo Guschas
Islamische Philosophie zählt nicht zum Allgemeinwissen in Europa. Schade eigentlich, denn auf Fragen, die uns seit der europäischen Antike beschäftigen, finden sich hier andere und originelle Antworten. Zum Beispiel bei dem persisch-arabischen Philosophen al-Suhrawardi, der im 12. Jahrhundert eine Philosophie der Erleuchtung entwickelte.
Dieses Lesebuch interkultureller Begegnung, ich sage es gleich zu Beginn, möchte doch von jedem, von jeder Person gelesen werden, welche sich wahrhaftig bemüht, andere Menschen (im umfassenden Sinne dieses Wortes) zu verstehen, deren Motivationen ernst zu nehmen und zu begreifen, oder die beruflich in den verschiedensten sozialpolitischen Bereichen der Integration beschäftigt ist.
Am Beginn dieses wahrlich "Herzen öffnenden" Buches erklärt uns Josef Schönberger auf höchst eingängige Art, was Respekt ist und mindestens ebenso eingängig, was Respekt eben NICHT ist.
In einem nächsten Abschnitt werden die verschiedensten Aspekte menschlich Ausdrucks aus verschiedenen kulturellen Sichtwinkeln erläutert: Sprache, Körpersprache, Augenkontakt, Lächeln, Umgang mit dem Körper, Sexualität, u.v.m. Erstaunlich, wie leicht es doch ist, den anderen komplett misszuverstehen, ohne es vielleicht selbst wahrzuhaben ... oder wahrhaben zu wollen?
Tief in der Seele, ja, tatsächlich zu Tränen rührte mich manch eine Geschichte, mit welcher uns der Autor unsere kulturell bedingten Verschiedenheiten vor Augen hebt und uns mit überzeugender Eindringlichkeit zur Belebung des Respekts in der Öffentlichkeit aufruft. "Respekt hat mit dem Verstand nichts zu tun. Er richtet sich an die Seele des Menschen. Diese ist nicht politisch, sie ist heilig und verdient unsere besondere Rücksicht".
NUR mit wahrem Respekt wird es in unserer klein gewordenen Welt möglich sein, "GEMEINSAM ZUKUNFT zu GESTALTEN". Josef Schönbergers Buch zeigt uns den Weg dorthin. Danke Josef!
Seit beinahe 25 Jahre im interreligiösen Dialog zwischen Christen und Muslimen engagiert, war ich stets auf der Suche nach einer geeigneten schriftlichen Arbeitsgrundlage in deutscher Sprache - ohne selbst eine solche erstellen zu müssen.
Andreas Lenz und Stephan Leimgruber ließen diese Suche mit ihrer Arbeit "CHRISTEN und MUSLIME - was sie verbindet, was sie unterscheidet" auf bislang schönste Weise erfolgreich zu Ende gehen.
Damit ist über dieses herausragende Buch auch schon genug gesagt.
Wer wahrhaftige und wissenschaftlich fundierte, weder die eine, noch die andere Seite vereinnahmende Auskunft, das jeweilige religiöse SELBSTVERSTÄNDNIS beider religiöser Gemeinschaften tatsächlich berücksichtigend, über das Verbindende und Unterschiedliche beider Religionen wissen möchte, möge doch bitte DIESES Buch lesen und andere vorläufig außen vor lassen.
Der zweite Band des Jahrbuchs für Islamophobieforschung ist jünst erschienen. Ein interessantes und bunt gemischtes Werk, das vorwiegend Inhaltsanalysen zu Medien beinhaltet.
DAS ISLAMISCHE RECHT Mathias ROHE - C.H. Beck Verlag
Rezension: Hanel
Durchaus zu Recht wurde Mathias Rohes Buch, "Das Islamische Recht" 2009 als eines der 6 lesenswertesten Bücher ausgewählt. Mit gebotener wissenschaftlichen Distanz, herausragender fachlicher Kompetenz und bemerkenswertem persönlichem Engagement und Liebe zum erhellenden Detail ist dies wohl das gelungenste Werk eines Nicht-Muslims, Geschichte, Inhalte, innere Zusammenhänge, die Quellen, Anwendungsmethoden und Bedeutung islamischen Rechts darzustellen.
Aufbau, Stil und Wortwahl machen dieses Buch nicht nur Juristen leicht verständlich, sondern jedem am Thema wirklich interessierten Laien, sei er nun selbst Muslim oder nicht.
Differenzierte Darlegung und Erläuterung geben sowohl jenen einen - auch aus muslimischer Sicht - korrekt geeichten und deshalb geeigneten Maßstab an die Hand, welche meinen, die westliche Welt vor der "Übernahme" durch islamisches Recht beschützen zu müssen, wie auch jenen, welche - nicht nur - die westliche Welt vor der Vereinnahmung durch populistische Verführer jeglichen Couleurs zu bewahren suchen.
Dieses Buch IST eine kostbare Bereicherung interkultureller Wissenschaft und beinahe unverzichtbares Werkzeug für professionelles und deshalb erfolgversprechendes interreligiöses Wirken.