"Braucht es nicht einen stärkeren Auftritt, eine stärkere öffentliche Distanzierung zum fundamentalistischen Gedankengut auf Seiten Islamischer Verbände? Gerade im Vorfeld der Abstimmung über die Minarett-Initiative? Oder braucht es das gerade eben nicht?"
Autor: Abraham DAWAT
Ich glaube es gibt kaum eine Sendung oder sonst einen Auftritt eines Vertreters muslimischer Organisationen in der Schweiz, der sich nicht klar von fundamentalistischem bzw. terroristischem Gedankengut distanziert. Wenn man in den Archiven der Sendungen des Schweizer Fernsehens oder von Schweizer Radiostationen nachforschen würde, so würden Sie eindeutig zu diesem Ergebnis kommen.
Das Problem muss also wo anders liegen: Dass die Kommunikation bzw. die Verständigung zwischen der islamischen Welt und dem Christentum bzw. seinem Nachfolger dem Westen nicht gut funktioniert, zeigen deren 1300 jährige Geschichte. Bilder, Traumata und Geschehnisse die im kollektiven Gedächtnis verankert sind, auch wenn sie sich vor hunderten von Jahren ereignet haben, können nicht einfach durch, mit professionellem Marketing begleitete, öffentliche Kundgebungen oder Auftritte neutralisiert werden. Ich befürchte mit dieser Situation muss vorerst gelebt werden.
Wenn Sie aber mit stärkerem Auftritt z.B. Demonstrationen und Kundgebungen meinen, bei denen diese Distanzierung zum Ausdruck gebracht werden soll, so glaube ich, dass dieser Weg gläubigen Muslimen nicht sehr zusagt. Der Islam ist nicht, wie eine Ideologie oder eine soziale oder politische Idee, die das Ziel hat möglichst viele Menschen zu "missionieren" oder sich gut zu "verkaufen". Er ist wie ein verborgener Schatz, der durch Oberflächlichkeit nicht erkannt wird und nur durch diejenigen welche wirklich Suchen, gefunden werden kann. Es ist aber leider wahr, dass heutzutage fast alle Religionsgemeinschaften von diesem Sendungsbewusstsein ergriffen sind, das aber meiner Meinung nach nicht mit dem Geist des Islams zusammen geht. Deshalb ist vielleicht der von Ihnen geforderte Weg angesichts der Verwirrungen der Moderne, ein notwendiges Übel.
Was das Vorfeld dieser Initiative betrifft, so ist wahrscheinlich das Ruhebewahren und die Geduld der weisere Weg und vielleicht auch der erfolgreichere. Lärm und aufgebrachte Emotionen liegen schon zu viel in der Luft. Besonders jetzt scheinen stärkere Auftritte und öffentliche Stellungnahmen eher politisch motiviert, als der Wahrheit verpflichtet