?Fasten ist ja schon gut, aber nicht trinken?.?!?? Immer wieder bekommt man dies im Ramadan von Nichtmuslimen zu hören. Es wird mit der körperlichen Gesundheit argumentiert, für die solches Fasten als wenig zuträglich gesehen wird ?
Ohne Zweifel ist die Gesundheit des Körpers auch im Islam von grosser Wichtigkeit. Darüber hinaus aber wird ein seelisch ? körperliches Gleichgewicht angestrebt, auf dessen Grundlage man dazu befähigt wird, sich weiteren Dimensionen unseres Selbst zu öffnen ? ?über uns selbst hinauszuwachsen?!
Eine wichtige Rolle hierbei spielt der Gehorsam. Das Wissen um die Wohltat, ja um die ?Erhabenheit? und den ?Adel? eines auf Gott ausgerichteten Gehorsams ist leider in der heutigen Zeit weitestgehend verlorengegangen. Als Folge davon drehen sich alle Überlegungen bezüglich der Bekömmlichkeit von Handlungen nur noch im kleinsten Kreis um unmittelbare menschliche Bedürfnisse, deren optimale Zufriedenstellung als ?höchstes Ziel? verkannt wird. Das muslimische Fasten hingegen stellt eine gänzlich andere Herangehensweise dar. Entsagung als Weg zu einem umfassenderen ?Heil? im Sinne eines Hineinwachsens in meist vernachlässigte Aspekte unseres Seins ist als Erfahrung hier im Westen sehr selten geworden, deren Auswirkung auf den Menschen daher schlecht nachvollziehbar. Schon Kinder werden heute selten auch nur ansatzweise zu einer Haltung der Unterwerfung unter ganzheitlich heilsame ? dafür im kurzlebigen Moment oft einschränkende - Richtlinien erzogen, die Auswirkungen davon können wir im öffentlichen Raum, in Schulen und in unserem privaten ? oft auch sehr nahen ? Umfeld beobachten. Immer mehr geht der Gesellschaft insgesamt das Wissen um diese Haltung verloren.
Die Erfahrung des Gehorsams gegenüber unserem Schöpfer ist immer wieder überaus beglückend, eröffnet uns ungeahnte Weiten und Möglichkeiten, stärkt unsere tiefste Hoffnung und Zuversicht. Hingegen führt dessen Vernachlässigung zu nichts anderem als zur Versklavung unter das eigene Ego und somit letztendlich, gefangen in einem ausweglosen Kreisen oft in die Verzweiflung.
Ich wünsche mir von Herzen für alle Menschen, die mir nahestehen, dass ihnen das Glück durch Befolgen göttlicher Gebote zuteilwird. Möge es ihnen gewährt werden!
Im Namen Gottes des Allerbarmers, des Allbarmherzigen Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten und Allahs Segen und Friede sei auf den Propheten Muhammad und seiner Familie und seinen Gefährten.
Geliebte Geschwister des Glaubens - dieser Tag ist der Tag der Belohnung von Allah. An diesem Tag sendet Allah Barmherzigkeit und Segen herab. An diesem Tag wird Allah gegenüber seinen Dienern Wohlgefallen empfinden. Allah fragt die Engel: ?Was ist der Lohn eines Arbeiters, wenn er seine Arbeit gut verrichtet?" Die Engel antworten: ?Er soll seinen vollständigen Lohn bekommen." Darauf sagt Allah: ?Oh meine Engel, bezeugt, dass ich das Fasten der Gläubigen und ihr nächtliches Gebet mit Tilgung ihrer Sünden und Errettung vom Höllenfeuer belohne." Ibn Abbas überliefert, dass der Prophet Allahs gesagt hat: ? Wenn der erste Festtag anbricht, gehen die Engel auf den Wegen umher und rufen: ?Kommt zur Verzeihung und Zufriedenheit (Ridwan) Allahs!" Wenn dann die Betenden bei der Gebetsstätte ankommen, empfindet Allah Stolz gegenüber seinen Engeln. Er fragt die Engel: ?Was ist der Lohn eines Arbeiters, wenn er seine Arbeit gut verrichtet?" Die Engel antworten: ?Er soll seinen vollständigen Lohn bekommen." Darauf sagt Allah: ?Oh meine Engel, bezeugt, dass ich das Fasten der Gläubigen und ihr nächtliches Gebet mit Tilgung ihrer Sünden und Errettung vom Höllenfeuer belohne."
Der Prophet hat fünf Eigenschaften aufgezählt, die für diese Ummah gelten. Keine andere Gemeinschaft hat vor den Muslimen diese Eigenschaften bekommen. Die letzte Eigenschaft dieser fünf ist, dass Allah in der letzten Nacht des Monats Ramadan den Muslimen vergibt. Es wurde der Prophet gefragt: ?Ist das Lailat ul-Qadr?" Der Prophet antwortete: ?Nein, sie ist eine Nacht, in der der Gläubige die volle Belohnung bekommt, wenn er seinen Gottesdienst vollendet."
Dies bedeutet, dass wenn die Muslime ihr Fasten und ihre nächtlichen Gebete in der letzten Nacht beendigen, erhalten sie ihren gänzlichen Lohn, an diesem freudigen, heutigen Tag. Die Gewinner und die Glücklichen sind, diejenigen die ihrem Herren gehorcht haben, indem sie in Hoffnung und Vertrauen auf Belohnung gefastet und die Nächte gebetet haben. Derjenige, der dies getan empfängt den Lohn von Allah. Derjenige, der dies nicht getan hat, der hat wahrlich einen grossen Verlust erlitten.
Geliebte Brüder und Schwestern, das Fasten ein wahrlich gesegneter Gottesdienst, hört nicht am Ende des Monats Ramadan auf, sondern es gibt Tage, an denen das Fasten empfohlen wird. Wie zum Beispiel die sechs Tage des Monats Shawwal-, der Montag und Donnerstag in der Woche, die weissen Tage, der neunte und zehnte Tag des Monats Muharram und Arafa, der neunte Tag des Monats Thul Hijja. Somit bleiben die Muslime in Verbindung mit diesem bedeutenden Gottesdienst und es wird Ramadan jederzeit und an jedem Ort gedacht. Geliebte Geschwister, bereitet euch für den kommenden Ramadan mit andauerndem Fasten und Gebeten vor. Damit wir einsatzbereit für den bevorstehenden Ramadan sind. Ramadan ist der Monat der Geduld, des Sieges, des Andacht, des Quranlesens, des Gedenkens an Allah und des Qurans.
Und vergesst nicht, liebe Geschwister, dass dieser Tag, der Tag der Vergebung und Verbrüderung ist. So liebt euch und versöhnt euch - seid, oh ihr Diener Allahs, Brüder. In einem Hadith kommt es vor, dass der Prophet bei seinen Gefährten sass und lachte. Die Gefährten fragten: Weshalb lachst du, oh Prophet Allahs?" Darauf antwortete der Prophet: ?Zwei Männer meiner Gemeinschaft knieten vor Allah. Einer von ihnen hatte den andern ermordet. Der Getötete sagte: ?Oh Allah vergelte mir seine Tat." Da sagte Allah zum Mörder: ?Gib deinem Bruder sein Recht." Dieser antwortete: ?Meine guten Taten sind aufgebraucht." danach sagte Allah zum Getöteten: ?Was machst du mit deinem Bruder, dessen guten Taten aufgebraucht wurden." Dieser erwiderte: ?Oh Allah, gib ihm von meinen Süden." (An dieser Stelle des Hadith weinte unser Prophet und beschrieb den jüngsten Tag als unerträglich, an jenem jeder Mensch seine Sünden jemanden weitergeben will.) Allah sagte zum Getöteten: ?Erhebe dein Haupt und erkenne, was du siehst." Dann erhob dieser seinen Kopf und sah die Häuser und Paläste des Paradieses. Von draussen sah er in das Innere der Räume. Darauf sagt er: ?Oh Allah, für welchen Prophet, Wahrhaftigen oder Wali sind diese Plätze im Paradies?" Allah antwortete: ?Dies ist für denjenigen, dem der Preis gehört." Der Getötete fragte daraufhin: ?Wer besitzt den Preis?" Allah antwortete darauf: ?Du besitzt den Preis!" Dieser erwiderte: ?Womit besitze ich den Preis?" Dann sagt Allah: ? Mit der Vergebung deines Bruders." Der Ermordete sagt daraufhin: ?Oh Allah, ich vergebe ihm!" Allah sagt dann: ?Nimm die Hand deines Bruders und tretet ins Paradies ein." Dann lachte der Prophet und sagte: ?Vergebt und versöhnt euch, denn Allah wird am jüngsten Tag zwischen euch Versöhnung bringen."
Meine geliebte Geschwister, dies ist der Tag der Vergebung, Versöhnung, Zuneigung und der Weg zum Wohlgefallen Allahs und zum Paradies. Der Prophet sagte: ? In dessen Hand die Seele Muhammads liegt, ihr tretet nicht ins Paradies ein, bevor ihr glaubt. Und ihr glaubt nicht, bis ihr Zuneigung für einander empfindet. Soll ich euch nicht von einem Hinweis erzählen, wenn ihr ihm folgt, werdet ihr Zuneigung zueinander empfinden: Verbreitet Friedensgruss untereinander."
Und der Prophet sagte: ?Wenn zwei Muslime sich treffen, einander Hand geben und sich umarmen, dann fallen ihre Sünden, wie der Baum seine Blätter verliert, herunter."
Der Propheten (r) sagte:"Wer den Ramadan fastet und ihm dann sechs (weitere Tage) des Monats Schawwal folgen lässt, für denjenigen ist es wie das Fasten des ganzen Jahres."
In allen Kulturen dieser Welt gibt es sie ? die Feiertage. Es sind die Tage, an denen schon seit jeher die Mitglieder einer Gemeinschaft die aus ihrer Tradition geerbten und gehüteten Werte zum Ausdruck bringen. Dabei wird die Arbeit meist zurückgestellt um sich voll auf die Vorbereitungen des Festes konzentrieren zu können.
Der liebe Gott, der den Menschen erschuf, kennt seine Sehnsüchte, seine Seele, seine Stärken und Schwächen am besten. So hat Er ihm für seine Lebensweise neben Ritualen, Gebeboten und Pflichten auch die Zeit des Festes bestimmt. So feiern die Muslime innerhalb eines Jahres des islamischen Lunarkalenders, neben anderen, zwei grosse Feste; Das ?Ramadanfest? und das Opferfest (Eid al-Adha). Das Ramadanfest (Eid al-Fitr) kennzeichnet das Ende des Fastenmonats Ramadan und dauert drei Tage. Man nennt es auch das ?Zuckerfest? (?ekerbayram Türk.) oder ?grosses Fastenfest? (Hari Raya Puasa in Südostasien) Nachdem man den ganzen Monat lang tagsüber auf das verzichtet hat, wonach sich Seele und Körper sehnen, kommt der Tag, an dem man all dies zu sich nehmen darf. Die Freude darüber, das Gebot Gottes befolgt zu haben, möchte man am liebsten zuerst mit der Familie, danach mit den engsten Verwandten und Freunden und später auch in der Gemeinschaft teilen. Erlaubten es die Umstände, würde man diese Freude auch mit der Gesellschaft teilen.
Bayram, religiöse Riten und Brauchtum
Die Bräuche im Islam sollten sich an der reinen und gediegenen Tradition unseren Propheten Muhammad (Gottes Friede sei über ihn) orientieren. So ist es üblich, dass die Muslime schon einige Tage vor dem Fest mit dem Saubermachen der Wohnung und des Hofes beginnen wobei sie ganz dem Verständnis der islamischen Prinzipien folgen, wonach die Reinheit die Hälfte des Glaubens bedeutet.
Am Tag zum Bayram besuchen die Muslime die Gräber der Verstorbenen, lesen dort den Koran und sprechen Bittgebete. Diese sind Geschenke für die Verstorbenen. Damit überschreitet Bayram die Grenze zwischen Leben und Tod und wird zum universalen Fest, dessen Segen nicht nur die Lebenden erreicht, sondern auch unsere guten Vorfahren.
Es ist der guten Zusammenarbeit der Stadt Zürich und der VIOZ zu verdanken, dass die in Zürich lebenden Muslime nicht tausende von Kilometer reisen müssen, um die Gräber ihrer Nächsten und Vorfahren zu besuchen, sondern dies in Zürich-Witikon tun können. Hierbei muss man auch das gute Beispiel der Stadt Winterthur erwähnen, die mit ihrem neuen Gräberfeld dies auch ihrer Bevölkerung ermöglicht.
Am ersten Bayram-Tag geht man in die Moschee zum gemeinsamen Festgebet. Dazu werden die schönsten Kleider angezogen. Unumgänglich sind die Geschenke, die besonders die Kinderherzen erfreuen. Je nach Ort und Brauch, gehen die Kinder zu ihren Eltern, küssen deren Hände und begrüssen sie mit den Worten:
?Bayram Sherif mubarek olsun? oder ?Kullun `?m wa antum bi khair?
In den Tagen des Festes empfinden die Muslime besondere Freude und Glücksgefühle, die sie nicht nur mit ihren Verwandten, Freunden und Nachbarn, sondern mit der ganzen Welt teilen möchten so, dass auch die Muslime des Kantons Zürich diese Gefühle gerne mit ihren Mitbürgern teilen möchten.
Möge der liebe Gott die im Monat Ramadan verrichteten Gottesdienste annehmen. Möge Er unsere Bittgebete, dass alle Menschen unabhängig ihrer Herkunft oder Religion miteinander im Frieden Leben, erhören.
Die Perlen des Ramadan ?Fiqh, im Lichter der Reflexion? (Autor: Medienteam Freitagsclub) .
Bei Heraklit lesen wir: ?Für die Wachenden gibt es eine und allen gemeinsame Welt, im Schlaf aber wendet sich jeder zu seiner eigenen Welt ab.? Am hellen Tag teilen die Menschen eine gemeinsame Welt. In der Nacht aber, wenn man nicht sieht und nicht gesehen wird, sind wir mit uns allein. Die Nacht wirft uns, im Guten wie im Bösen, auf uns selbst zurück. Befreit ?von des Lichtes Fesseln? tauche der Mensch in jene dunkle, schöpferisch verheissungsvolle Welt ein.
Der Fastenmonat Ramadan gleicht der geheimnisvollen uns mit unserer Seele allein lassenden Nacht. Vom Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang sich jeglicher Nahrung im weitesten Sinne entbehrend ist der Fastende auf sich selbst gestellt. Da der Fastende aber am Arbeitsplatz einwandfrei funktionieren muss und auch nicht die zwischenmenschlichen Beziehungen vernachlässigen darf, entwickelt er eine intrinsische Energiequelle indem er sich der Geisteswelt zuwendet. Um den Geist vital zu halten, findet eine rege Auseinandersetzung mit der Seelenlage statt, was auch unabhängig vom Ramadan als eine zentrale Verpflichtung im Islam gilt. Der Perser Abu Hamid ibn Muhammad al-Ghasali at-Tusi asch- Schafi pointiert in seinem Buch ?Das Elixier der Glückseligkeit?: ?Der Mensch ist nicht zum Scherz und für nichts erschaffen, sondern hoch ist sein Wert und gross seine Würde, Wohl ist er nicht von Ewigkeit her, aber für die Ewigkeit ist er bestimmt; wohl ist sein Leib irdisch und von der niederen Welt, doch sein Geist ist aus der oberen Welt und göttlich; die Substanz seines Wesens ist wohl anfangs getrübt und vermischt mit den Eigenschaften des Viehs, der Raubtiere und der Teufel; doch in dem Tiegel des heiligen Kampfes wird sie frei von aller Trübung und Unreinigkeit und würdig des Wohnens in der Nähe der Gottheit.? Der Quran ist es, der mit seiner Vollkommenheit und Weisheit den Menschen von den Eigenschaften des Viehs befreit und die Würde des Menschen mit edlen Charaktereigenschaften ziert. Indem man sich Gott zuwendet, schmückt man sich mit den Eigenschaften der Engel. Ferner erreicht man durch das Gedenken Gottes, durch die Hingabe an Gott den Zustand der Glückseligkeit: ?(?) Ja! Beim Gedenken ALLAHs finden die Herzen Ruhe. Diejenigen, die den Iimaan verinnerlichten und Gutes taten, für sie gibt es Glückseligkeit und schöne Rückkehr.?*
Demzufolge ist es die Gotteserkenntnis, die dem Menschen innere Ausgewogenheit, Zufriedenheit, Freude oder Emotionen gleicher Natur offeriert. Al Ghasali erörtert in seinem Buch ?Das Elixier der Glückseligkeit? was denn die einzelnen Etappen sind, die zur Quelle ewiger Ruhe, zur Quelle des ewig fliessenden Süsswassers, zur Quelle der Liebe, summa summarum, zur Erkenntnis und somit in die Nähe Gottes führen. Dabei schreibt er, dass die Selbsterkenntnis der Schlüssel zur Gotteserkenntnis sei. Die Definition der Selbsterkenntnis sei aber von doppelter Natur. Einerseits gebe es eine Kenntnis des Menschen über seine äussere Gestalt. Anderseits existiere ein Wissen über die Innenwelt. Hingegen würden die Menschen ihre Seele nur dann wahrnehmen, wenn sich diese ?explizit zu Wort melde?. Veranschaulicht kann dieses abstrakte Konzept mit einem Zitat von Al Ghasali: ?Auch die Tiere kennen so viel von sich selbst wie du von dir. Dies äu- ssere Haupt und dies Gesicht, diese Hand und diesen Fuss, dies Fleisch und diese Haut, die kennst du, sonst nichts; von deinem Inneren aber weisst du gerade so viel, dass du issest, wenn du hungrig bist, die Menschen angreifst, wenn du zornig wirst, und nach Begattung strebst, wenn die Begierde über dich kommt. Darin sind dir aber alle Tiere gleich.?** Die Emotionen sind somit nur ein Teil und nicht das gesamte Bild der Seele, des Innern also des Herzens. Da unsere Seele stets auf der Suche nach Ruhe, innerer fortwährender Ausgewogenheit, Zufriedenheit, Glück, der Quelle der Freude und dem für alle Zeiten gültigen Sinn des Lebens ist, begreifen wir, dass das Innere, das Herz also nach dem Jenseits dürstet. Der Geist kann nicht auf der Suche nach dem Diesseitigen sein, da die externe Welt nicht von Beständigkeit zeugt: Finanzkrise, Arbeitslosigkeit, Inflation, Krieg, Armut, Tod. Das Ableben markiert die Vergänglichkeit des diesseitigen Lebens. Auf der Erde gibt es also so etwas wie eine für jedes Individuum bestimmte Zeit. Weswegen aber ist das Leben temporell fixiert und nicht von Ewigkeit? Eine Ge-genfrage dazu: Was erhält man für das Erledigen von Aufgaben am Arbeitsplatz? Zeit. Aufgrund dessen sehen Muslime das Leben als eine Art Aufgabe, um deren Erfüllung sie stets bestrebt sind. Deswegen eifert man stets danach das Innere, die Seele, also das Herz mit dem ?Guten? dem ?Richtigen? zu nähren. Der Leib ist für das Diesseits und die Seele für das Jenseits. Die Nahrung des Körpers ist beispielsweise Brot und Wasser und was jene der Seele?
Um diese Frage zu beantworten, ziehe ich die linguistische Bedeutung des Fastenmonats Ramadan heran. Ramid ist Arabisch und bedeutet ?etwas mit übermässiger Hitze verbrennen? oder ? von der Sonne versengt werden?. *** Ramada bedeutet ?eine Klinge mit einem Stein wetzen? oder ?etwas erhitzen? respektive ?etwas verbrennen?. **** Der Fastende feilt während dem ganzen Monat Ramadan an seinem in der Nacht zu unedlen Handlungen neigenden Charakter. Der Begriff ?Nacht? bedeutet in diesem Kontext ?von Zeit zu Zeit? oder ?dann, wenn die schlechten Charaktereigenschaften Überhand gewinnen?. Beispielsweise versucht der Fastende, wenn er Hunger oder Durst verspürt, die Gier nach Nahrung zu zügeln und so genügsam zu handeln.
Ein anderes Exempel entnehme ich meinen Beobachtungen. Manch einen habe ich gesehen, der Wut verspürt hat, wenn er nichts zu essen bekam. Da der Fastende den ganzen Tag auf Nahrung verzichten muss und sich nicht in einem Zustand dauernden Zorns befinden kann, da er alltägliche Aufgaben erledigen können soll, tauscht er diese schlechte Eigenschaft gegen Geduld, Ausdauer ein.
Schliesslich noch ein drittes Beispiel: Wenn der Ramadan die Nacht darstellt, dann gehen wir also auch davon aus, dass sich der Fastende manchmal in Situationen befindet, in der er von niemandem gese¬hen wird und so heimlich das Fasten brechen könnte. Die Rede ist also von der Verführung zum Schlechten, welche omnipräsent ist. Mittels Recherche, Aneignung von Wissen und Kenntnis weiss der Fastende, weswegen er der Verführung nicht nachgeben soll. Verführung zur Falschheit wird also durch Klugheit und Weisheit ersetzt.
Der Ramadan darf dieser Abhandlung zufolge tatsächlich mit der Nacht verglichen werden, da der Fa-stende einen ganzen Monat lang auf sich selbst gestellt ist. Hingegen kann dem Fastenmonat nicht das Attribut der ungezügelten, von Begierden beherrschten Nacht zugeordnet werden. Denn ?fasten? bedeutet den Verstand mittels Aneignung von Wissen zu schärfen, die Neigung zum Bösen mittels Geduld zum Guten zu lenken und so die Triebe, alle Emotionen, aber auch den Körper zum Sklaven der Seele zu machen. Der Geist, das Herz gewinnt so die Herrschaft in seinem vergänglichen Palast. Er wird ein Fels in der Brandung und der hellste Stern in der tiefdunklen Nacht.
ZitatWelch ein schöner Artikel, liebe Schwester! Endlich mal eine Beschreibung des Fastens auf tiefer Ebene nicht bloss als "Solidarität mit den Hungernden"..... (Schade nur, dass man ihn nur findet, wenn man ("zufällig") zurückblättert - spätestens im nächsten Ramadan sollte er nochmals hervorgehoben werden!) Gruss Sumaya M.