Der österreichische Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick hat den Satz geprägt: ?MAN KANN NICHT NICHT KOMMUNIZIEREN?.
Jedes Verhalten habe in sich kommunikativen Charakter und da man sich nicht nicht verhalten könne ? folgt daraus ? oben erwähnter Satz. Gelingende Kommunikation finde dann statt, wenn beide Partner als Ursache und Wirkung die gleichen Sachverhalte festlegen und Kommunikation als Regelkreis verstehen ? diese Festlegung und ihre möglichen Veränderungen nennt man Interdependenz.
Auch ohne die Gedanken dieses Wissenschaftlers genauer betrachtet und nach ? gedacht zu haben, leuchtet diese Sichtweise eigentlich auf Anhieb ein! Beobachten wir uns einmal gewissenhaft über einen bestimmte Zeitraum ? wir befinden uns andauernd im Austausch: mit unserer unmittelbaren Umwelt (egal ob Menschen, Tiere oder andere ?Natur? bezw. Technik) mit allem, was wir im Moment wahrnehmen zudem (gleichzeitig) in einem vorwiegend ?inneren Austausch mit uns selbst? innerhalb unserer Gedanken und Gefühle, welche frühere Ereignisse und Wahrnehmungen betreffen ? oder die sich aufgrund alles bisher Erfahrenen mit ?Zukunftsvisionen? bezw. - planungen befassen. Obwohl ? oder gerade weil - unsere heutige Zeit so weit vernetzt und daher so ?schnell? geworden ist, entfernt sich unsere Kommunikation, unser menschlicher Austausch allerdings immer mehr von dem, was in unserer unmittelbaren Umgebung, im MOMENT passiert. (Ein Sachverhalt, der, nebenbei gesagt, viele Therapeuten beschäftigt und ihnen ein gutes Auskommen verschafft?)
Sitzen wir z. B. vor dem Computer ? und viele von uns tun dies für viele Stunden am Tag , wenn nicht gar die überwiegende Zeit ihres wachen Lebens ? kommunizieren wir mit jenen Gegenüber, die wir hier vor uns haben ständig zeitverzögert und mit der uns umgebenden Wirklichkeit auf reduzierte Weise. Auch wenn solcher Austausch gewiss viel Gutes in sich trägt, es ist kein UNMITTELBARER Austausch mehr, der hier stattfindet! Das Mittel ? Medium ? zwischen uns ist der Computer, die Tastatur, während sich meine Umgebung und die meines ?Gegenübers? vollkommen unterscheidet ? sie kann sich ?am anderen Ende der Welt? befinden ... und somit wird mein Austausch, den ich hier führe, verstärkt von ?Selbstreflexion? geprägt und insofern beschränkt, als diejenigen Ergänzungen die meine Sinne wie Hören, Sehen, umfänglicheres Wahrnehmen meines Gegenübers bei einem direkten Austausch zusätzlich liefern können, wegfallen.
Auch meine menschliche Verwundbarkeit ist etwas besser geschützt als bei einem direkten Austausch. Denselben Sachverhalt finden wir auch beim Regieren, dem Kriegsführen, sogar beim Produzieren von Gebrauchswaren vor - es ist diese (über die Jahre fortwährend zunehmende) Distanz zwischen ?ausführendem Organ? und ?Zielobjekt? oder ?Handlungsebene? zu beobachten.
Der Mensch kommuniziert nicht NICHT! Der gläubige Mensch weiss zudem, dass er sich innerhalb seiner - wie auch immer gestalteten übrigen - Kommunikation zuallererst immer und überall mit seinem Schöpfer im Austausch befindet! ALLAH erhaben ist ER, ist Herr jedes Augenblicks ? und wir Geschöpfe haben zu IHM über unsere persönliche momentane Gegenwart Zugang.
Wir erleben IHN z. B. über die (intensiven) Empfindungen der Freude und der Dankbarkeit, sowie des Schmerzes, oder der Angst. Wir erkennen IHN an Seiner ?Sunna?, an der Art und Weise, wie wir durch ?Fügungen? immer wieder sehr ähnliche ?Lektionen lernen?, anhand Seiner Gnade oder Seines ?Bestrafens? im Zusammenhang mit unseren Handlungen, anhand der Fülle, die Er uns gewährt, ohne zu rechnen oder auch anhand der Vorenthaltung, die Seiner Weisheit entspringt und durch die wir geformt werden und an Substanz gewinnen können. Je gehaltvoller also unser jeweiliger Moment sich gestaltet, desto grösser ist auch das Potential an Gotteserfahrung darin.
Nicht ?Vorstellungen? sind es, die unser Gottesverständnis prägen sollen, sondern das ERLEBEN Seiner Gegenwart! (Ganz nebenbei ist dies der ? einzige ? Zweck der Sufi ? Dhikrs!)
Wie auch immer wir unsere momentane, unmittelbare Umgebung gestalten, in diesem Moment alleine kann sich auch die UN?MITTELBARE Begegnung mit ALLAH taala vollziehen. Möge es uns also gewährt sein, wie im vergangenen Monat Ramadan vielfach geschehen, unserem Alltag, unseren Momenten und Augenblicken eine intensive, verdichtete KOMMUNIKATION untereinander sowie mit Allah ? erhaben ist ER ? zu verleihen. Möge unsere Hinwendung zu unserem Schöpfer einerseits Pflege und Qualität erfahren, sowie andererseits auch unser Austausch untereinander und möge dies alles sich im Lichte unserer Taqwa (Frömmigkeit, Gottes eingedenk sein) und in der Praxis von Islam(äussere Form der Religion), Iman (verinnerlichtes erfüllendes Sein (in) der Religion) und Ihsan (handeln und ruhen, sprechen und schweigen in Gottes Gegenwart) verdichten, und in der Gegenwart Gottes wie Seiner Engel Gewicht bekommen!