Umfangreicher LESERBRIEFDIALOG zw. Jungpolitiker Daniel REBMANN und Muhammad HANEL auf VIMENTIS
REBMANN: NUR Menschen wie Kacem El Ghazzali oder säkulare Muslime wie Frau Dr. Elham Manea können ein einigermassen friedliches Umdenken in der muslimischen Gemeinschaft ... erreichen!
HANEL: Mit Verlaub: Eine wirklich gewagte, um nicht zu sagen, eine extrem(e) zweifelhafte These! Nicht oder kaum lässt sich in einem soziologischen Gefüge ein Extrem durch ein anderes neutralisieren, sondern die VERNUNFT, gepaart mit GLAUBENSTREUE und menschenmögliche, pragmatische, in rechtssicherem Raum umgesetzte Reform vermag in einer religiösen bestimmten Gesellschaft bewirken, dass Extreme in ihren Auswirkungen als (unvermeidbare) marginale Randerscheinungen auf "erträgliches" Maß zurückgestutzt werden.
(Dieser Link wurde in der Zwischenzeit gelöscht. Siehe nächsten Beitrag zum Archiv!
Zitat von S.A.M.Wie seltsam! Gestern noch war unter dem Link der ganze Dialog zu lesen - heute ist er gelöscht! Wie kann das sein??
Jedenfalls wollte ich noch kurz rückmelden: Fand die Ausführungen von Dir, Bruder Muhammad wieder mal SEHR erhellend, scharfsinnig und stimmig.
Besonders gefallen hat mir u. a.die Einteilung des Islam was seine "Reformfähigkeit" betrifft in die Elemente a - c ganz oben, sowie auch der Hinweis auf den Unterschied zwischen einem Geschehen in der TRANSZENDEZ und einem Verständnis als IDEOLOGIE. Möglicherweise ist es genau dieser "Knackpunkt", diese Schwelle, die viele Menschen heutzutage nicht mehr zu überschreiten wissen (vor allem nicht die mit "viel an Ideologie im Kopf" - wie notwendigerweise das Gros der Politiker) und vor der sie dann "passen" müssen. Vor der sie sich im Kreise drehen und winden - und einfach nicht mehr wirklich mitreden können. Denn "Religion" ist eine Angelegenheit des "Schmeckens", wie die Sufis es nennen - eine, die ERFAHREN werden muss - und wo der Geist für sich alleine nicht ausreicht um hinzugelangen. (Er kann unterstützend, auch wegweisend sein, braucht aber "Unterfütterung" durch Seele und Körper auf dem Weg...)
Möglicherweise ist Herr Rebmann also so erpicht darauf, diesen Dialog "ungesehen zu machen" weil er seine Unerfahrenheit in diesem Bereich als Schwäche empfindet, die ihm für seine (politische) Laufbahn hinderlich oder gar gefährlich sein könnte?
Und ziemlich sicher hat er damit ja (letztenendes) wirklich recht - es wäre ihm immerhin als "grosses Plus" anzurechnen, dass er dies erkannt hat!
Oben angesprochener Teil ist ebenfalls dort zu finden. Hier nochmals wiederholt:
Guten Tag Herr Rebmann Ihre oben, in Bezug auf Ihre Zurückhaltung genannten Begründungen kann ich gut nachvollziehen.
Also noch einmal, nachdem mich das VIMENTIS-SYSTEM schon über eine Stunde gekostet hat ? :
Ad 1. Um diese Frage nach REFORM zu beantworten und eine Antwort darauf zu verstehen, ist es erforderlich, wahr-zunehmen, was Muslime unter ISLAM verstehen (können) und ein diesbezüglich differenziertes Verständnis zu entwickeln.
a.) ISLAM, als vom Schöpfer im universellen Wesen aller Schöpfung ursprünglich angelegte Ein- und Ausprägung. D.h. alle Schöpfung, sozusagen jedes Atom "weiß", dass es aufgrund seiner Erschaffung in der Zeit, dem über alle Zeit und Verursachung erhaben Schöpfer ergeben IST (ja, unter diesem Aspekt gesehen - SEIN MUSS)! Darüber gibt es KEINE Diskussion ? es sei denn bei Wesen, die mit freiem Willen beeigenschaftet sind und daher in der Lage sind ? diese angenommene Tatsache (das Vorhandensein eines SCHÖPFERS und die Selbstwahrnehmung als GESCHÖPF) zu VERNEINEN ? woraus sich allerdings ganz klar das Erfordernis (vom Standpunkt des "angenommenen" Schöpfers) nach Religion, Rechtleitung, Zurückbindung ergibt.
b.) ISLAM, als "die universelle, natürliche RELIGION" der Menschen ? beginnend mit ADAM und EVA. Aus oben kurz ausgeführtem Verständnis in Bezug auf das Verhältnis zwischen Schöpfer und Geschöpf ist es für Muslime ganz klar, dass die Religion ADAM und EVAs, "DER Islam" (die "Gottergebenheit" in ihrer damaligen FORM) war. Jetzt wird einsichtig, so Gott will, warum die Muslime alle alttestamentarischen Propheten und auch Jesus (Friede und Gottes Segen auf ihnen allen) als MUSLIME, Befolger und Bezeuger des Islams ansehen.
- Das Alte Testament (Bibel) wird also als islamische Offenbarung erachtet, als "erste, von Gott den Menschen gegebene Verfassung" ? die "mosaische Ausrichtung".
- Das Neue Testament (Bibel) stellt somit eine Adaption, eine, von Gott angeordnete RE-FORM dieser ersten Verfassung dar ? die "jesuanische Ausrichtung".
- Das Letzte Testament (der Qur'an ) stellt den nächsten Schritt der göttlich angeordneten Adaption (angepasst an die inneren, seelisch-geistigen Veränderungen, die Entwicklung des Menschen und der dadurch aufgetretenen äußeren, Mensch versursachten Bedingungen), RE-FORM und göttlich bestimmten "Evolution" der islamischen Verfassung dar ? "muhammadanische Ausrichtung" ? die nun, für Muslime ? die letztgültige Verfassung, ganz auf die geistige Entwicklungsstufe des modernen Menschen hin ausgerichtet, darstellt.
Ich erlaube mir zu sagen, der Qur'an als ein "Up-date" der vorherigen Verfassungsversionen, welche dadurch zwar nicht als völlig ungültig, aber doch als out-dated (to be "no more supported", sozusagen) verstanden werden.
c.) ISLAM, als die von Menschen organisierte, gelebte Religion; Islam, als die von Menschen, aus religiös bestimmter Weltsicht heraus praktizierte, ausge-FORM-te Lebensweise. Hier möchte dem denkenden und historisch forschenden Geist einsichtig werden, dass der, unter diesem Aspekt untersuchte Islam, so viele verschiedene Ausprägungen erfahren hat, wie die, sich dem Islam angehörenden Völker, schon nur ganz äußerlich betrachtet, von einander unterscheiden.
d.) ISLAM, als von unterschiedlich geprägten und gebildeten Muslimen (oder sogar Nicht-Muslimen) angesehenes religiöses IDEAL oder vorgestellte Ideal-FORM. Hierzu muss ich keine weiteren Erläuterungen mehr anführen ? hat doch jedes Individuum hierzu wohl eine Meinung, die sich durchaus von der diesbezüglichen Meinung des "Nächsten" unterscheiden mag.
Aus dieser differenzierten Sicht geht hervor ? so steht zu hoffen ? dass der Islam, so wie in a.) und b.) dargestellt, NICHT reformfähig ist, soweit es in der Gewalt, Macht und Befugnis der Menschen steht ? da eine diesbezügliche REFORM nur dem Schöpfer alleine zukommt. Somit ist auch eine REFORM (Veränderung, Kürzung, Streichung von Passagen und Wörtern, etc.) des Qur'ans (natürlich als absolutes "Wort Gottes" verstanden) völlig ausgeschlossen (und dieses Verständnis hat gar nichts mit "anti- liberal", "anti-fortschrittlich" oder dergleichen zu tun ? sondern mit einfachster Logik ? welcher sich offenbar sogenannte fortschrittliche, moderne oder liberale Kreise verweigern ? nun denn, so sei es ?).
Ein Islam, wie er unter c.) und d.) beschrieben ist, ist allerdings durchaus reformfähig.
Ist doch alles, welches der Menschen zeitlicher Verfügungsgewalt anheimgestellt ist, der VERGESSLICHKEIT, NACHLÄSSIGKEIT, GEWOHNHEIT, TRÄGHEIT und allerlei weiteren menschlichen Tugenden und Untugenden ausgeliefert.
Aus Platzgründen möchte ich hier nicht ausführlicher werden.
Doch ganz GRUNDSÄTZLICH soll man, will man sich sprachlich vernünftig und nachhaltig ausdrücken, auch an diesem Punkt nicht davon sprechen, den ISLAM REFORMIEREN zu wollen oder von einem reformbedürftigen Islam sprechen. Vielmehr ist es das VERSTÄNDNIS, welches sich die verschiedensten Menschen innerhalb der letzten 1400 Jahre in Bezug auf "ihren" Islam oder "den der anderen" gemacht haben, reformfähig und ganz bestimmt reformbedürftig!
Änderten sich nicht nur die historischen Bedingungen auf, sozialer, wissenschaftlicher, politischer, intellektueller, usw. Ebene im Laufe der Jahrhunderte, es sind auch die Bedingungen, aufgrund welcher die heute lebenden menschlichen Individuen ihr Verständnis hinsichtlich "Gott, der Welt und sich selbst" innerhalb ihrer eigenen, einen Lebensspanne entwickeln, ganz unterschiedlicher FORM.
Wird doch deren Verständnis durch sich stets änderndes Wissen, bestimmte Bildung, individuell unterschiedliche geistige Fähigkeiten, Umwelteinflüsse, Erziehung etc. geformt.
Und WER möchte nun - bis hier her gelangt - die REFORMFÄHIGKEIT und REFORMBEDÜRFTIGKEIT des menschlichen, eigenen, individuellen und damit auch gesellschaftlichen Verständnisses (natürlich auch in Hinblick auf die in Ihrem Absatz 3 angesprochenen Themen), nicht nur seiner Welt, sondern auch seinem Gott und seiner Religion gegenüber, in Abrede stellen?
Ad 2. Mein Verständnis in Bezug auf die Frage nach der Reform des Islams hoffe ich halbwegs einsichtig dargelegt zu haben und schätze, dass ich damit auch eine Form gefunden habe, die auch innerhalb der VIOZ jedenfalls mehrheitsfähig, auch reformfähig, aber im Wesentlichen nicht reformbedürftig ist.
Auf den zweiten Teil Ihrer Frage lassen Sie mich rückfragen: Verstehen Sie unter endgültiger Säkularisierung in der Schweiz, dass der Staat die Ausübung aller Religion im privaten Bereich unangetastet zulässt? Natürlich unter den Bedingungen der gehörig freiwilligen Ausübung unter den individuellen Anhängern und der unbedingten Wahrung ihrer Würde, Unversehrtheit und Vermögens? Und dass der Staat im Öffentlichen die praktische Ausübung und Sichtbarkeit aller Religionen unter Einhaltung der prinzipiellen GLEICHBERECHTIGUNG, Fairness und vernünftigen Ausrichtung auf gesellschaftliche WOHLFAHRT zulässt und gesetzlich wohlwollend regelt?
Wenn ja, dann gehe ich mit geziemender Gewissheit davon aus, dass die Mehrheit der Muslime im Land, ich und auch die VIOZ, politische Maßnahmen in diese Richtung tatkräftig unterstützen.
An: arena@sf.tv Betreff: Betrifft Arena - BLOCHER für SIPPENHAFTUNG?
IP Adresse : 212.243.221.204 Zeit : 2007-06-29 23:27:32 Sie haben folgende Kontaktdaten auf www.sf.tv eingegeben:
Bemerkung: Man mag diskutieren so viel man will - wenn man nicht das Zentralproblem anfasst - muss man sich an Michael Endes Geschichte erinnern fühlen. Bei der momentanen Diskussion geht es doch darum "SIPPENHAFTUNG" als legales juristisches Instrument einzuführen. DARÜER ist zu befinden, ob man das GRUNDSÄTZLICH in der Schweiz will oder nicht. Über alles andere ist DANACH zu reden und zu einem mehrheitlich gesellschaftlich akzeptablen Vorgehen zu kommen. mfG Hanel
Sehr geehrter Herr Hanel Das Problem wurde angesprochen und Polizeidirektorin Keller-Sutter (die Polizeigewalt liegt in der Schweiz bei den Kantonen) hat klar darauf hingewiesen, dass unsere Gesetze keine Sippenhaft zulassen. Ich vermute Bundesrat Blocher möchte den Eltern vor allem etwas Angst machen und sie so zum Erziehen zwingen. Er hat es in der Sendung ja deutlich gesagt, die Idee ist momentan seine persönliche (und die seine Partei natürlich). Mit freundlichen Grüssen M. G. Produzentin Arena
Sehr geehrte Frau G.
Danke schön für Ihre Antwort. Tatsächlich habe ich mich erst später zugeschaltet und mich eben sehr stark gewundert - dass man diese grundsätzliche Problematik nicht weiter ansprach, bzw. in der Art weiter diskutierte, als hätte man diese juristische "Unmöglichkeit" mehr oder weniger schon akzeptiert. Wenn man Angst machen will, indem man "einen Teufel an die Wand malt" - muss man sehr aufpassen, dass dieser dann nicht mal von der Wand steigt - und dem Urheber mehr Angst macht, als dieser sich vorstellen konnte. Bislang hielt ich BR Blocher für halbwegs vernünftig, wenn auch etwas sehr hart - mit dieser Initaive überschreitet er und seine Partei allerdings eine Grenze, die man besser nicht überschreiten sollte. Nämlich die Grenze der Gerechtigkeit und der Errungenschaften moderner Rechtsstaatlichkeit.
Viel Erfolg und mit besten Grüssen
M.M.HANEL
PS. Alleine die Idee, jemanden "zum Erziehen zu zwingen", resp. dies zu wollen, läßt ja "gulagische Albträume" hochkommen. Vielleicht sollten Blocher mehr "Supernanni" im TV schauen?
Massnahmen - Lösungen
Christoph Blocher: ?Ein vierzehnjähriger Knabe, welcher zweimal aufgrund von Vergewaltigung anklagt wurde, kann man nach der Menschenrechtskonvention nicht alleine nach Hause schicken. (...) Ich vertrete die Auffassung, die Eltern müssen mit.?
Karin Keller-Sutter: ?Minderjährige kann man ohne ihre Familie nicht ausschaffen. Wenn man dort ansetzt und sagt, dass Eltern mit [einem straffälligen Kind] ausgeschafft werden, wird es kritisch. Denn das Bundesgericht sagt, dass die Ausweisungsgründe beim Einzelnen liegen müssen. (...) Es wäre auch nicht fair, wenn man eine ganze Familie für die Handlungen eines minderjährigen Kindes zur Rechenschaft ziehen würde.?
ZitatZitat 20 min 13.6.07: In über hundert Fällen wird wegen Ehrenmorden ermittelt. Einige muslimische Gemeinschaften in Grossbritannien leben nach der Scharia, dem strengen islamischen Recht.
Es ist doch sehr bedauerlich, dass Sie sich unter jene einreihen, "Ehrenmord" und "Scharia" oder "Ehrenmord" und "Islam" in eine Assoziationskette zu stellen. Ist doch jedem, in theologischen Dingen halbwegs gebildeten Menschen (egal ob Muslim, Christ oder "Säkularist") klar, dass es gerade zu den FUNDAMENTALEN Lehren des Islams gehört, WEDER seine Kinder zu besitzen, oder zwangszuverheiraten, NOCH - und besser, schon gar nicht - zu ermorden, nur weil sie eine eigene Entscheidung bezüglich des Ehepartners trafen!
Nur, weil es unter Christen welche gibt, die jemanden, den sie als vom Satan besessen erachten, zu Tode exorzieren, oder weil es in der Vergangenheit vorkam, dass Menschen, denen man "Besessenheit vorwarf, vornehmlich Frauen, verbrannt wurden, heißt das doch nicht, dass dieses perverse Verhalten ein fundamentaler Bestandteil des Christentums wäre?
Gerade einem so auflagenstarkem Medium wie dem Ihren, stände doch eine etwas differenzierte Information der Öffentlichkeit nicht schlecht an. Finden Sie nicht? Muss Boulevard-Press wirklich unterdurchschnittliches Niveau fördern und aufrecht erhalten - und so zu falschen Wahrnehmungen und gesellschaftlichen Spannungen beitragen? Oder könnten Sie sich vorstellen, dass ein anderes Vorgehen sowohl Ihnen, wie auch Ihren Lesern nicht nur besser anstünde, sondern auch besser täte?
Mit besten Wünschen HANEL
Zitat von 20 Minsehr geehrter herr hanel
danke für ihr schreiben. wir wollten sie in ihrem glauben nicht verletzten. nur - dass solche dinge vorallem in fundamentalistischen islamischen kreisen vorkommen, das ist eine tatsache. das können wir nicht ändern.
freundliche grüsse
a.f.
Sehr geehrter Herr ...
Das, was Sie als Tatsache hinstellen, ist mitnichten eine Tatsache. Arrangierte Ehen sind zum Beispiel im ganzen NICHTMUSLIMISCHEN asiatischen und indischen Raum eine kulturelle Institution.
Mit anderen Worten - in nichtmuslimischen Kreisen werden weit mehr Ehen arrangiert, wie im sogenannten muslimischen Kulturkreis, ganz abgesehen davon, in nur dem Raum, den Sie fundamentalistisch nennen. (Wobei überhaupt noch durch eine ordentliche Gegenüberstellung zu untersuchen wäre, inwieweit arrangierte Ehen tatsächlich ein größeres Gesamtübel darstellen - als das, was in der sogenannt modernen, zivilisierten Welt praktiziert wird!)
Und zweitens geht es nicht um mich, sondern darum, dass Ihre einseitige und verzerrte Darstellung eines, nur sehr beschränkt wahren Aspekts der Wirklichkeit, gepaart mit dem gratis, "frei Haus" mitgelieferten "emotionalen underlay" eine gesellschaftliche Kluft zwischen Bürgerschichten in der Schweiz hervorruft. Ist das das erklärte Ziel Ihres Blattes?
Wenn Sie an gesellschaftlichen Missständen korrigierend mitwirken möchten, dann gelingt das doch nur in Aufrichtigkeit und nicht mit Abneigung, gegen ganz einfache, "normale" Mitmenschen schürenden Agitationen. Leider kann die von Ihnen bevorzugte Art der Berichterstattung nicht anders bezeichnet werden.
Ich ersuche Sie ganz höflich, meine Worte und die Ihren nochmals zu bedenken.
Mit besten Grüssen
Zitat von 20 Minsehr geehrter herr hanel
niemand sagt, dass arrangierte ehen
(a. schlecht sind und (b. nur in islamischen Ländern vorkommen.
leider ist es aber eine tatsache, dass die berichte, die wir hier von den internationalen agenturen erhalten, vorallem aus islamischen ländern kommen. immer wieder gibt es deshalb familiendramen. das finden wir schade. wir schreiben aber mit keinem wort, dass das problem in der islamischen welt verbreitet ist.
gruss
a.f.
Sehr geehrter Herr ...
Sie schreiben: a.) dass solche dinge vorallem in fundamentalistischen islamischen kreisen vorkommen, das ist eine tatsache b.) niemand sagt, dass arrangierte ehen - vorallem aus islamischen ländern kommen
Somit ist für mich - und alle Ihre Leser - Gott sei Dank - ALLES klar, nicht wahr?!
wie in anderen seriösen Zeitungen wird DAS GANZE DRAMA beschrieben. Der Mord hätte verhindert werden können, hätte die Londoner Polizei die junge Frau ernst genommen und sie geschützt, wie es eigentlich ihre Aufgabe gewesen wäre. Banaz Mahmod begab sich viermal zur Polizei und bat um Schutz, sie wurde jeweils wieder nach Hause geschickt.
?Vier mal hatte Banaz Mahmod der Polizei gemeldet, dass ihr Leben in Gefahr war. Am 1. Januar 2006 rannte sie barfuss und blutüberströmt zur Wache. Doch sie wurde abgewimmelt. Am Abend vor ihrem Tod versuchte sie es noch einmal und auch das Mal wurde ihre Anzeige nicht ernst genommen. Nun wird eine Untersuchung gegen fünf Polizeibeamte eingeleitet?.
Ihre Assoziationskette Ehrenmorde ? Sharia ? fundamentalistischer Islam ? zeigt wieder einmal, wie einäugig berichtet wird und wie Sie Ihrer eigentlichen journalistischen Aufgabe nicht nachkommen.
Sie verwechseln bzw. vermischen Islam mit archaischen Traditionen. Die Sharia, d.h. jene ca. 500 Koranverse, welche rechtlichen Inhalts sind, verbieten Morde. Insbesondere das Töten der Töchter durch ihre Väter (wa?d al-banat) !!!. Das Vorgehen im Fall einer Ehekrise bei der die Scheidung befürchtet wird, ist durch die Sharia folgendermassen bestimmt:
Sure 4:35 Und wenn ihr einen Bruch zwischen beiden befürchtet, dann ernennt einen Schiedsrichter von ihrer Familie und einen Schiedsrichter von seiner Familie. Wollen sie sich aussöhnen, wird Gott Frieden zwischen ihnen stiften. Siehe Gott ist wissend und weise.
4:130 Ist eine Versöhnung unmöglich und müssen sie sich trennen, wird Gott jeden mit Seinen unendlichen Gaben bedenken. Gott ist unendlich reich, unendlich weise.
Hätte die Familie nach der Sharia gehandelt, dann würde Banaz jetzt noch leben und wäre mit dem Mann ihrer Wahl verheiratet. Auch gegen den Willen ihrer Familie, denn nach der Sharia wählen Mann und Frau ihren Ehepartner, wozu eine erwachsene Frau zur Heirat das Einverständnis ihres Vaters NICHT benötigt!
In unserem Land fallen Ehrenmorde, verübt von Schweizern unter die Kategorie ?Drama? oder ?Familiendrama? ? Ehrenmorde sind es allemal, denn diese Männer akzeptieren nicht, dass ihre Freundinnen oder Ehefrauen sich von ihnen trennen bzw. ihre Töchter einen Partner haben, der von der Familie nicht geduldet wird (erinnere an das Drama in Pratteln vor wenigen Jahren, wo ein SD Politiker es nicht ertrug, dass seine erwachsene Tochter einen Muslim zum Freund hatte. Er entkam aus der Untersuchungshaft). Sie fühlen sich gedemütigt, also in ihrer Ehre verletzt.
Nun zu Ihren Zahlen: ?In Grossbritannien leben inzwischen 1,8 Millionen Muslime und so genannte Ehrenmorde nehmen wegen der Zunahme des islamischen Fundamentalismus zu ... In über hundert Fällen wird wegen Ehrenmorden ermittelt. Einige muslimische Gemeinschaften in Grossbritannien leben nach der Scharia, dem strengen islamischen Recht.?
Sie zählen also 100 Ermittlungsfälle auf 1,8 Mio. Muslime in Grossbritannien. Ich vergleiche diese mit unseren Zahlen:
Die Schweiz zählt 5?722354 Mio. erwachsene Einwohner (Altersgruppen 20-65+). 79,4% davon sind Schweizer = 4'543?549,076. Auf 100 Frauen kommen 96 Männer, d.h. 49% männliche Schweizer = 2?226339,047 =
2,2 Mio. erwachsene Schweizer Männer. Ca. 2 Mio. Sturmgewehre 90 oder 57 werden gemäß offizieller Statistiken zu Hause aufbewahrt, wobei es täglich = 365-mal pro Jahr ? allein mit den Sturmgewehren - zu Dramen kommt. Durchgeführte oder versuchte Ehrenmorde in "Beziehungsdramen", die mit anderen privaten Schuss- oder sonstigen Waffen wie Messer etc. durchgeführt werden, sind hier nicht einberechnet.
Sie könnten also täglich über die dramatische Situation in der Schweiz berichten - jeden Tag das Foto einer, von einem Schweizer erschossenen oder erstochenen Frau, natürlich mit Foto, Namen, Herkunft und Religion des Täters. ? Warum tun Sie es nicht?
danke für ihr feedback. wir haben unserer ansicht nach seriös berichtet. dass wir die einzelnen suren des korans nicht kennen, sei uns verziehen. solche ehrenmorde kommen in der islamischen welt oft vor. das ist eine tatsache. die beschriebene geschichte zeigt, dass dies auch in europa möglich ist. wenn sie uns täglich eine ähnliche geschichte aus der schweiz bringen können, sind wir sehr daran interessiert.
mit freundlichen grüssen
andy fischer
Zitat von S. KollerSehr geehrter Herr Fischer
die Ehrenmorde von Schweizern an Ihren Frauen und Freundinnen werden diskreter behandelt, wobei man sich dann auf den Datenschutz beruft. Als Journalist sollte Ihnen jedoch möglich sein, anhand der täglich veröffentlichten Strafgerichtsurteile eine Auswahl zu treffen.
Zu Ihrer Aussage: "solche ehrenmorde kommen in der islamischen welt oft vor"
Diese Verbrechen in der islamischen Welt nicht öfters vor als in der sog. "christlich-abendländischen" oder "christlich-neuen" bzw. "nichtchristlichen" und "nichtislamischen" Welt, eher weniger.
Frauen und Ehrenmorde gehören LEIDER WELTWEIT - und zwar in weit höherem Ausmass wie der von Ihnen, der islamischen Welt angerechneten Zahl - zur Tagesordnung.
Es geht nicht darum, nicht über Verbrechen zu berichten oder sich gegen diese Missstände einzusetzen, sondern korrekt zu berichten, ohne Fakten zu unterschlagen.
Wie bereits gesagt: Das eigentliche Drama besteht darin, dass Banaz Mahmud noch leben würde, wenn die britische Polizei sie geschützt und in Sicherheit gebracht hätte. Viermal unterliess dies die Polizei.
Ich bin auf Ihren Artikel vom 13. Juni 2007 in der Zeitung ?20 minuten? aufmerksam gemacht worden. Ich bitte Sie höflich und dringend, meine folgenden Ausführungen möglichst vollständig zu publizieren:
?Der Islam verbietet die arrangierte Eheschliessung gegen den Willen der Braut. Der Prophet Mohammad (Gottes Heil und Frieden auf ihm) hat in einer berühmten Geschichte eine solche Ehe rückgängig gemacht. Die Geschichte ist eine authentische Ueberlieferung (arabisch ?Sunna?). Eine von den Eltern arrangierte und von der Braut bewilligte Ehe kennt man in fast allen Gesellschaften und Schichten. Auch in der Schweiz ist es nicht allzu lange her, als arrangierte Ehen noch gang und gäbe waren!
Der Islam kennt ebenfalls keine so genannten Ehrenmorde. Morde, welche im Namen der Ehre begangen werden, sind auf das kulturell und ethnisch belastete Erbe der verschiedenen Gesellschaften zurückzuführen. Es ist nun wirklich an der Zeit, dass wir - hier und jetzt - nicht alles, was wir ablehnen und verabscheuen, dem Islam zuschreiben. Eine solche Denkweise fördert keine Integration und dient auch keinem Dialog!?
Ich bitte Sie, mich im Falle von eventuellen Abkürzungen oder Änderungen vorher zu kontaktieren.
Ich danke Ihnen für Ihre Bereitschaft und Zusammenarbeit.
Mit freundlichen Grüssen
H. Abo Youssef, lic. oec. publ. et lic. iur. Vizepräsident der SIGZ Stiftung Islamische Gemeinschaft Zürich Rötelstrasse 86, 8057 Zürich
ANTWORT vom REDAKTEUR Von: Fischer Andy [mailto:andy.fischer@20minuten.ch] Gesendet: Sonntag, 17. Juni 2007 13:28 An: haboyoussef@oliver-stahel.com Betreff:
Sehr geehrter Herr Youssef
Besten Dank für Ihr Schreiben. Wir veröffentlichen grundsätzlich keine Leserbriefe. WIr haben auch nie geschrieben, dass arrangierte Ehen ein Kennzeichen des Islams sind. Wir berichteten einfach von einer jungen Frau, die umgebracht wurde, weil sie den Mann, den sie hätte heiraten sollen, nicht wollte. Und dass diese Frau eine Muslima war. Wäre sie eine Christin gewesen, hätten wir die Geschichte auch gebracht.
Freundliche Grüsse
A. F.
Fortsetzung
Sehr geehrter Herr Fischer
Vielen Dank für Ihr E-Mail!
Dass Sie grundsätzlich keine Leserbriefe veröffentlichen stimmt mich zwar bedenklich, trotzdem hoffe ich, dass dieser ?Grundsatz? Sie nicht daran hindert, Ihre Verantwortung dahingehend wahrzunehmen, möglichst die Wahrheit zu publizieren und auf die Verletzung von religiösen Gefühlen Ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger zu verzichten! Im Übrigen habe ich ? entgegen Ihren Ausführungen - noch keinen Artikel in 20 minuten gelesen, der die gleiche Thematik in Bezug auf Juden oder Christen zum Inhalt hat.
Dass Sie nie geschrieben haben, dass ?arrangierte Ehen ein Kennzeichen des Islams sind" mag stimmen. Aus dem Zusammenhang wird aber klar ersichtlich, dass sie genau dies gemeint haben. Störend ist insbesondere das Zitat "In GB leben inzwischen 1,8 Millionen Muslime und so genannte Ehrenmorde nehmen wegen der Zunahme des Islamischen Fundamentalismus zu", welches dem Leser den Eindruck vermittelt, der Islam habe etwas mit Ehrenmorden zu tun. Sie haben - bewusst oder unbewusst - den Islam als Religion mit diesen Untaten in Verbindung gebracht und damit unsere Gefühle als Muslime nicht nur verletzt, sondern mit Füssen getreten. Weiter führen Sie aus: "Einige muslimische Gemeinschaften in Grossbritannien leben nach der Sharia, dem strengen islamischen Recht", was keine Zweifel daran zulasse, dass diese Gemeinschaften Ehrenmorde kennen, eben weil sie nach dem "strengen" islamischen Recht lebten! Ich wiederhole mich: Sie haben mit ihren Äusserungen weder einen Beitrag zur Integration geleistet, noch uns eine Chance für einen Dialog gelassen.
Ich bitte Sie höflich und dringlich, solche diffamierenden Äusserungen in Zukunft zu unterlassen, zu berichtigen und zu publizieren. Dies würde Mut und Professionalität beweisen.
Mit freundlichen Grüssen
H. Abo Youssef
2te Antwort des Redakteurs
sehr geehrter herr youssef
wir stehen mit jedem wort zu unserem artikel. hätten wir kenntnis über ehrenmorde unter juden oder christen, wäre das ein thema für uns. der zunehmende islamische fundamentalismus in gb ist nicht zuletzt seit den anschlägen in london sehr bekannt.
freundliche grüsse
andy fischer 2te Fortsetzung
Sehr geehrter Herr Fischer,
Ich finde es Schade, dass Sie auf Ihre Position beharren und nicht einsehen möchten, was ich Ihnen versucht zu erklären habe! Weiter sehe ich es nicht als meine Aufgabe, Sie auf Fundamentalismus in weiteren Religionen und die Morde in ihrem Namen (jeder Mord ist ein Ehrenmord!) aufmerksam zu machen.
Mit freundlichen Grüssen,
H. Abo Youssef
3te Antwort des Redakteurs sehr geehrter herr youssef
auch sie beharren auf ihrer position. und sie unterstellen uns unfairen journalismus. damit müssen wir leben.
gruss
andy fischer
Um die diversen Antworten des Redakteurs, die Position dieses Blattes zu ordentlicher Recherche und zum Islam und den Muslimen richtig einzuschätzen, empfehle ich den Artikel in "20 min" nochmals im Wortlaut nachzulesen.