Stellungnahme des Interreligiösen THINK-TANKS www.interrelthinktank.ch - info@interrelthinktank.ch
Die Burka ist ein Symbol der Dominanz des Mannes und der Unterdrückung der Frau Wenn es um die Unterdrückung der Frau geht, dann muss die Diskussion auch tatsächlich darüber geführt werden! Das heisst: Dann muss konsequent das Selbstbestimmungsrecht jeder Frau an oberster Stelle stehen. Das beinhaltet, dass eine Frau sich selbstbestimmt gegen jegliches von aussen auferlegte Kleiderdiktat wehren kann und allein entscheidet, wie sie sich im öffentlichen Raum präsentiert. ? Genauso wie dies auch für Männer gilt. Kleidervorschriften dürfen nicht Sache des Staates sein.
Jede Burkaträgerin als unterdrückte Frau zu klassifizieren, sie nur als Opfer von männlicher Dominanz zu sehen und ihr jegliche Autonomie abzusprechen, ist eine einseitige paternalistische Sichtweise. Ein Burka-Verbot trifft überdies die Falschen: Bestraft wird mit dem Verbot die "unterdrückte" Frau und nicht der Mann als "Unterdrücker". Wo Frauen aber ? egal welcher Religion ? von ihren Männern in ihren (Selbstbestimmungs-)Rechten verletzt werden, hat das bestehende Strafrecht durchzugreifen.
Die Ganzkörperverhüllung verletzt die Würde der Frau Wenn es um die Würde der Frau geht, dann muss die Diskussion auch tatsächlich darüber geführt werden! Dann muss es um die Würde aller Frauen in unserer Gesellschaft gehen, nicht nur um die Würde von Musliminnen. Dann müssten die Befürworter eines Burka¬Verbots genauso die feministische Kampagne gegen Sexismus in der Werbung, gegen die Pornografisierung von Frauenkörpern zu Werbezwecken, unterstützen und sich mit aller Vehemenz für ein Gesetz gegen den Frauenhandel stark machen. Nicht nur der Zwang zur Verhüllung verletzt die Würde von Frauen, sondern ebenso die Objektivierung von Frauen zu Sexobjekten und der Zwang zur Enthüllung, wie er in unserer Gesellschaft zur Normalität geworden ist.
Die Burka gefährdet unsere Kultur und unsere kulturellen Werte Wenn es um die Angst vor Verlust der eigenen Kultur, der eigenen kulturellen Werte geht, dann muss die Diskussion auch tatsächlich darüber geführt werden! Dann müssen wir als Gesellschaft darüber nachdenken, wer wir sind und was uns wichtig ist. Dann sollten wir die Ängste vor dem Anderen, Fremden und Ungewohnten benennen und nach ihren Ursachen suchen. Dabei stellt sich allerdings die Frage, von welcher Schweiz und von welchem Islam die Rede ist, wenn behauptet wird, Minarette, Frauen mit Schleier und der Islam insgesamt seien grundsätzlich nicht mit der Schweizer Gesellschaft und Wertelandschaft zu vereinbaren. Es muss darüber diskutiert werden, wer die Definitionsmacht über den Islam beansprucht und wer das Schweizerhaus für sich reklamiert, in dem wir alle wohnen.
Es gibt für die Schweizer Gesellschaft viele Fragen rund um die eigene Identität in Zeiten von Globalisierung, Finanzkrise und multikulturellem Zusammenleben, die nicht gelöst sind. Sie mit einem Burka-Verbot auf dem Rücken einiger weniger muslimischer Frauen lösen zu wollen, verschleiert die wahren gesellschaftlichen und politischen Probleme und ist mit Sicherheit der falsche Weg.