Der Zustand unserer Umma ? Gemeinschaft ? spiegelt sich anhand der Frage des Zeitpunkts des Fastenbeginns auf sehr anschauliche Weise.
Es ist jährlich dasselbe Szenario: der Ramadan steht vor der Tür- viele Muslime warten gespannt auf die Meldung der Mondsichtung, ein anderer Teil der Gläubigen orientiert sich an den Berechnungen, welche bereits für Jahrzehnte im Voraus erstellt wurden.
Der Bekanntgabe des Beginns des Monats Ramadan ? man weiss es als geübter Fastender bereits und zweifelt dementsprechend ? folgt mit sicherer Regelmässigkeit das Dementi der Möglichkeit der Sichtung auf dem Fuss. Man steht sodann vor der Entscheidung, sich der Mehrheit derer anzuschliessen, welche nach vorgefassten Plänen oder potentiellen Falschmeldungen zu fasten beginnen, oder es mit der Minderheit derer zu halten, die ihr Fasten doch zumindest nach der Berechnung der möglichen Mondsichtung richten. Allen gemeinsam ist jedoch die Orientierung nach einer Art von Berechnung ? bezw. nach Sichtungsmeldungen an sehr entfernten Orten der Erde - anstelle der Sunna einer Sichtung vor Ort, von einem vielleicht von einer ?offiziellen Stelle? beauftragten, meinetwegen mit einem Teleskop ausgestatteten ?Mondsichter?. Es fehlt uns ganz grundsätzlich an lebendigen Instanzen, denen wir unser Vertrauen schenken, unsere Loyalität gewähren und auf die wir uns in solchen Angelegenheiten eher verlassen wollten als auf verallgemeinerte, für den Durchschnittsmuslim oft auf reichlich abstrakter Basis vollzogenen Schlussfolgerungen.
Das Problem, welches hier konkret in Bezug auf den Ramadanbeginn zutagetritt, tut sich also vor dem Hintergrund der Gesamtsituation unserer hiesigen Gemeinschaften auf. Wir sind zersplittert, uneins, (derzeit noch)weit davon entfernt, eine lokale gemeinsame Führungsinstanz zu akzeptieren. Auch wenn es natürlich in der Tat eine grosse Herausforderung ist, Gemeinschaften ganz unterschiedlichen Ursprungs unter einen Hut zu bekommen, ist dieses Uneinssein zweifelsohne auch sowohl Ausdruck eines Mankos an Entschlossenheit im Din, als auch umgekehrt ein schwächender Faktor für unseren Iman!
Der Islam ? jedes Einzelnen Muslim Islam ? lebt und nährt sich aus der Gemeinschaft; je einiger wir als Gesamtgemeinschaft wären, desto stärker unser Glaube ? und vice versa!
So Gott will, werden wir eines Tages auch hierzulande ? als Folge unserer Bemühungen darum - eine zentrale Koordination unserer muslimischen Angelegenheiten erleben. Bis dahin aber sollten wir jede Gelegenheit nutzen, unseren Iman zu stärken, unser Herz zu reinigen, unsere Nähe zu Allah taala zu erleben. Das Fasten im heiligen Monat des Ramadan ist eine grosse Chance dazu - eine Tür zu Allah, über unser eigenes Inneres, eine Tür zu Seiner Nähe und Vergebung, zum Paradies?
Ich möchte im Zusammenhang mit dem heiligen Fastenmonat auf einen Artikel von verweisen, der letztes Jahr kurz nach dem Ramadan in GSIW gepostet wurde und der jetzt aktuell ist.