Im Islam gibt es die klare Einteilung in das, was für uns ?halal? ? (von Gott) erlaubt ? und ?haram?, - sprich durch Ihn) verboten - ist.
Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass ALLE DINGE HALAL (erlaubt) sind, ausser jene, die nach der Scharia ? auf Basis von Qur?an und Sunna - explizit anders (nämlich als HARAM) eingestuft werden.
Im Qur?an heisst es dazu:
Ihr, die ihr den Iman verinnerlicht habt! Erklärt nicht für haram die Tayyibat dessen, was ALLAH euch für halal erklärte, und übertretet nicht! Gewiss, ALLAH liebt nicht die Übertretenden. (5:87)
Sag: "Wer erklärte für haram die gepflegte Kleidung, die ALLAH für Seine Diener hervorbrachte, und das Gute vom Rizq?" Sag: "Diese sind für die Mumin (?Gläubigen?) im diesseitigen Leben bestimmt und am Tag der Auferstehung ausschließlich ihnen vorbehalten". Solcherart verdeutlichen WIR die Ayat für Menschen, die wissen. (7:32)
Im gleichen Mass, wie es tadelnswert ist, das "Harame" zu "Halal" erklären zu wollen, ist also auch das Umgekehrte verwerflich! Der Mensch wird explizit dazu angehalten, das ?Leben zu geniessen?, die ?gepflegte Kleidung? und alles ?Gute vom Rizq? (Gottes Versorgung im grossen Rahmen) in Anspruch zu nehmen ? ohne schlechtes Gewissen. Ziel des Islam ist es immer und überall, dem Menschen bei der Bewältigung seines Lebens Erleichterung zu bescheren, keine Erschwernis. Die Einteilung in Erlaubtes und Verbotenes soll in genau diesem Sinne verstanden werden, nicht anders und wurde - in Qur'an und Sunna - klar und eindeutig genug erklärt.
Nun sind die Dinge heutzutage jedoch komplizierter geworden. Vor allem hierzulande ? aber durchaus auch in ?muslimischen Ländern? ist es für den Muslim gar nicht so leicht, das "Harame" vom "Halalen" unterscheiden zu können. Es fängt an beim Essen: Neben der Frage, ob man sich für "halal" geschlachtetes Fleisch "vom Türken", -(welches genau besehen aber doch nicht so ganz "halal" ist - Stichwort Massenschlachtungen/ Massenhaltung, die jegliche auch tierische "Würde" und jedes Recht des Tieres ignoriert) oder doch lieber für Fleisch vom Bio Bauern entscheidet (welches zumindest zu Lebzeiten ?halale? Umstände geniessen durfte ? und letztendlich nicht SO viel anders geschlachtet wurde, meist auch durch Juden und Christen, was uns auch erlaubt wäre?) kann man sich bei jedem einzelnen Produkt mit einer Vielzahl an Lebensmittelzusatzstoffen auseinandersetzen, welche auf jeder käuflichen Essware aufgelistet werden. Abgesehen von Gelatine (aus tierischen Knochen und anderen tierischen Abfällen gewonnen) und tierischen Fetten und Ölen nicht klar deklarierter Herkunft findet man meist eine lange Liste von sogenannten E ? Nummern auf der Auflistung der "Zutaten". Wenn man diesen nachgeht, wird man oft stutzig, sowohl als Muslim als auch als gesundheitsbewusster Nichtmuslim - die Frage nach dem, was man denn eigentlich isst, wenn man z. B. E471 konsumiert, stellt sich jedem Menschen, der sich trotz der Komplexität der heutigen Welt noch fürs Detail seiner Lebenspraxis interessiert.
Will man sich an den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses machen, wird man als Muslim in den meisten Fällen davon Abstand nehmen, da ein verzinster Kredit (Hypothek)dabei meist unausweichlich ist. (Die Auseinandersetzung mit diesem Thema jedoch wird uns deutlich von Augen führen, dass auch der MietZINS für uns Muslime eigentlich in keiner Weise als ?halal? angesehen werden kann!) Überhaupt sind Geldfragen überaus schwierig zu handhaben: will ich lieber ein Konto ohne Zinsgewinn oder ziehe ich es vor, die Zinsen abzuschöpfen, damit ich sie zumindest den Benachteiligten des Systems weiterreichen kann und nicht wieder der Bank zuführe/belasse, die damit weitere ("harame") Zinsgeschäfte tätigt? Will ich mich am ?islamic banking? orientieren, ihm ? als ?halal? - vertrauen????
Die medizinische Versorgung wirft auch Fragen auf: Soll ich mich einer Medizin anvertrauen, die erwiesenermassen auf Gewinne bei der Börse angewiesen ist und sich also danach ausrichtet - die ihre Produkte (Medikamente) ausserdem auf der Basis von Tierversuchen (gewiss nicht halal, oder?!) und durch teilen und neu zusammensetzen der natürlichen Elemente generiert (könnte DAS ? spätestens jedenfalls die Genmanipulation ? nicht vielleicht auch zur "Änderung der Schöpfung" gehören, welche uns im Qur'an klar verboten wird?) Die, wenn man genau hinsieht praktisch für jeden Nutzen den sie ? die Medikamente- bringen, mindestens auch einen Schaden nachziehen? Ein Muslim muss (müsste) sich die Fragen, wäre er denn wach und aufmerksam jedenfalls stellen - die Antwort dazu kann man wohl auf verschiedene Weisen geben.
Wie stehen wir zu all den "alternativen Heilweisen", sind sie uns ? im Lichte unserer Rechtleitung besehen - suspekt, wenn ja welche, welche nicht? Könnten wir sie vielleicht (teilweise) als echte Alternativen zur gängigen "Schulmedizin" gelten lassen und in Anspruch nehmen?
Organtrasplantationen, künstliche Befruchtung, "künstliche" Lebensverlängerung: wie stehen wir dazu und wo orientieren wir uns bei der Entscheidungsfindung?
Fernsehen: was spricht dafür, was dagegen? Kann ich es rundweg als "haram" einstufen? Zeitverschwendung, grosses Suchtpotential, (fast) nackte Frauen - und zunehmend auch Männer - au masse, versuchte Beeinflussung und "Verführung" von Kindern und Erwachsenen auf perfideste, unverantwortlichste Weise, manipulative Berichterstattung? etc. etc. Andererseits doch: ganz wenige sehr aufschlussreiche und bereichernde Informationen und Berichte, auch Diskussionen oder Gespräche: (z. B. "Sternstunde" im SF!) und daneben eindrucksvolle Einblicke (meist erschütternder Art) in die eigentliche Befindlichkeit unserer Gesellschaft und unserer "modernen Welt"!
Wie sind Zigaretten einzustufen (?makruh? oder ?haram??), wie (Video - ) Games, wie ist mit dem Überangebot an verschiedenster Musik umzugehen, wie mit der Tatsache der schreienden Ungerechtigkeit in der Lohn- und Vermögensverteilung auf der Welt (Kinderarbeit) von der wir hier so profitieren ?.. wie soll ich Kinder in dieser Welt erziehen, sie lehren, mit all? den verschiedenen "Freiheiten" umzugehen?
Erziehung ist ? wie unser eigenes Leben auch - zu einem Spiessrutenlauf geworden, nicht nur für muslimische sondern für verantwortungsvolle Eltern jeden Hintergrunds. Das Ausmass an Sorgen und Befürchtungen was unseren Nachwuchs betrifft, übersteigt ? sowieso bei uns Muslimen - dasjenige früherer Generationen wohl bei weitem, jedenfalls hier in der nichtmuslimischen, westlichen Welt. Die Begegnung und Auseinandersetzung unserer Kinder mit einem breiten Spektrum an charakterschwächenden, destruktiven dem seelischen und körperlichen Heil entgegenstehenden - und auch erklärt haramen - Möglichkeiten ist im Laufe ihres Heranwachsens unausweichlich.
Letztendlich stellt sich noch die Frage: wie lasse ich mich begraben, wenn ich gestorben bin? Auch nicht ganz leicht zu entscheiden: Gebe ich mich damit zufrieden, mich und meine Lieben auf einem der - Gott sei Dank langsam in wachsender Zahl vorhandenen - muslimischen Friedhöfe im Land meines Aufenthaltes mit einigen Abstrichen betreffend unserer muslimischen Vorgaben zu beerdigen, oder lasse ich meinen Leichnam - gewiss auch nicht islamisch korrekt! - eventuell tiefgekühlt über tausende Kilometer in ein anderes Land überführen...? Fragen über Fragen?
Wir haben ja mittlerweile die wachsende ? und wohl immer mehr geschäftsträchtige Branche der Halal ? Zertifizierung. Abgesehen von Fleisch werden auch die sogenannten ?E ? Nummern? halal ? zertifiziert und somit können sämtliche Produkte, welche diese enthalten klassifiziert werden. Es gibt mittlerweile ?halal ? zertifizierten? Whiskey (alkoholfrei natürlich, keine Sorge!) sowie halal ? zertifiziertes WASSER! (Ja, man denke an Trinkwasseraufbereitung?.) Das Geschäft mit dem ?Halal? ist weltweit mittlerweile zu einer lukrativen Branche herangewachsen ? und wir können uns gewiss noch auf manche Absurdität aus dem Bereich der ?Halal ? Zertifizierung? gefasst machen!
Während der Zeit der Verfolgung der Muslime in Mekka sagte unser Prophet (Friede sei mit ihm) folgendes voraus: ?Allah wird diese Sache (des Islam) zu Ende führen, bis der Reiter von Sana?a bis Hadramaut wird reisen können, ohne sich vor etwas zu fürchten, außer vor Allah und dem Wolf um seiner Schafe Willen.? ( Sana?a und Hadramaut befinden sich beide im von Mekka weit entfernten Jemen und waren so für die damaligen Mekkaner einfach in ?unüberblickbarer Entfernung?.) Diese Prophezeiung wurde, wie wir wissen, wahr. Heutzutage jedoch sind wir nicht einmal mehr in unserer Küche sicher, auch nicht im Wohnzimmer vor dem Fernseher, auch nicht vor der Haustüre ?
Wir sehnen uns danach, wieder nichts als ALLAH (und IHN dafür ?richtig?!) sowie einen klar erkennbaren ?Feind? wie den Wolf oder die (klar auszumachenden) Räuber zu fürchten ? oder etwa nicht??!
An vielen Stellen im heiligen Qur?an hat Allah ? erhaben ist ER ? uns darauf hingewiesen, dass die Unterscheidung zwischen dem Erlaubten und dem Verbotenen KLAR ist ? z. B. in 5:15 und 19 oder 3:118. Der Qur?an selbst wird u. a. ?al Furqan? genannt ? was so viel wie ein ?klares Unterscheidungskriterium? bedeutet. Die klare Trennung in erlaubt und verboten ist daher Gottgewollt und Gottgefällig.
Wollen wir uns also wirklich auf diese Weise ?einrichten? ? unser muslimisches Leben auf ein ?halal ? zertifiziertes Eckchen? inmitten einer gesamthaft bedrohlichen überwiegend ?haram? gewordenen Welt einrichten? DAS sollten wir uns WIRKLICH fragen ? und auf diese Weise sowohl der Frage nachgehen, wie es überhaupt so weit gekommen ist als auch, ob diese Verhältnisse wohl das Wohlgefallen unseres, sowie des Schöpfers aller Tayybat (?guten Dinge?) geniessen?
Ach ja, und bis wir das Problem WIRKLICH gelöst haben werden - hier eine Liste mit den Ergebnissen der ?Halal ? Erforschung? (möge Allah die Geschwister belohnen?.):