Ich pauke arabische Vokabeln und halte für einen kurzen Moment inne-ein schwarzer ?Klecks? in meinem Buch. Der ?Fleck?, der sich als eine Übersetzung für das Arabische ? ??? ???? ausgibt, nimmt langsam Konturen an:?die Hausfrau?, lese ich widerwillig. Meine Seele wird unruhig, mein Sprachsinn trotzt und kehrt der ?Hausfrau? den Rücken zu. Mein Herz sucht in der deutschen Übersetzung vergebens nach der Poesie, der Musik, dem Rhythmus. Seit gut einem Jahr setze ich mich mit dem Arabischen auseinander. Jedes Mal, wenn ich Vokabeln lerne, spüre ich, wie sich meine Seele mit gesunder Nahrung ernährt. Wenn ihr nun meiner Äusserung keinen wirklichen Sinn zuordnen könnt, so liegt der Fehler bestimmt nicht bei euch, sondern bei mir. Beflügelt von dem Klang der arabischen Wörter, der Schönheit des Schriftzugs und der Ruhe stiftenden Schreibübungen, fällt es mir nicht leicht, meine Emotionen einem breiten Publikum zu vermitteln. Ein zweiter Versuch: ?Arabisch lernen ist Ausdruck der Liebe. Ein Tanz mit dem Liebsten. Ein Genuss auf höchster Ebene.? Die arabische Sprache hat aber noch eine zweite wunderschöne Seite an sich: Sie vermittelt in ihrer Bedeutung kulturelles, poetisches, religiöses Wissen. ?Vermitteln? mag eventuell in einigen Fällen ein wenig übertrieben ausgedrückt sein. Auf jeden Fall aber, lassen arabische Wörter, Bilder vor dem Auge des Lesers entstehen, so dass dieser zur einen oder anderen Präsupposition neigt. ?Rab? bedeutet ?Gebieter?, ?Unterstützer?, ?Meister?, ?Hochgeachteter?. Im islamischen Kontext wird das Wort ?rab? gleichbedeutend für Allah gebraucht. Die Bezeichnung ?rab? ist mit einem Ehrentitel zu vergleichen. Diese Schlussfolgerung korrespondiert nicht nur mit der islamischen, sondern auch mit der jüdischen und christlichen Tradition. ?Rabbi?, oder auch ?Rebbe? ist jüdisch und bedeutet Judenmeister respektive Lehrmeister. Ein Rabbiner stellt die oberste religiöse Autorität dar und fungiert als Richter im jüdischen Religionsgesetz, [1]. Auch Jesus von Nazaret wird im Neuen Testament oft als ?Rabbi? bezeichnet. Auf kontrastiver Ebene erkennen wir, dass sowohl im Hebräischen als auch im Arabischen ?rab? positiv konnotiert ist. Ein intralingualer Vergleich sei nicht legitim, ist kein gültiger Einwand, da das Hebräische und das Arabische miteinander verwandte, nämlich semitische, Sprachen sind. Der eigentliche Unterscheid zwischen dem ?rab? im Jüdischen und jenem im Islamischen ist der, dass rab im Ersteren in Bezug auf Männer gebraucht wird, wohingegen der Islam diesen Titel, wie in rab-bat bayt, nebst Allah auch der Frau zuschreibt. Weswegen wird aber einer Hausfrau ein solcher Ehrentitel verliehen. Um Klarheit über das Rätsel zu erlangen, ist ein Blick in die islamische Kulturgeschichte wert. Eine muslimische Frau, die im häuslichen Bereich arbeitet, hat diverse Aufgaben. Es obliegt ihr, ihren Mann zu beraten, ihn in seiner Entscheidungsfindung zu unterstützen. Der Islam lehnt das patriarchalische System der meisten sich als islamisch bezeichnenden Ländern ab. Dementsprechend setzt sich das Familienoberhaupt aus Mann und Frau zusammen. Ferner ist eine Hausfrau, sofern sie Mutter ist, die Erzieherin ihrer Kinder. Das Statussymbol einer Mutter im Islam wird in folgendem Ausspruch des Propheten Mohammad (saw) deutlich: Auf die Frage, wer es am meisten verdiene, gut behandelt zu werden, antwortete er dreimal ?deine Mutter? und erst danach ?dein Vater, dann deine nächsten Verwandten, [2]. So schön das Wortkonzept des rab-bat bayt auch sein mag, ich könnte mir nicht im Traum ausmalen, das Haus zu meiner Arbeitsstätte zu machen, Kinder zu erziehen und meinem zukünftigen Ehemann mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ganz im Gegenteil, ich wäre am liebsten finanziell selbständig, was aus islamischer Sicht der Frau sehr gelegen kommt. Denn eine Muslimin muss das verdiente Geld nicht in ihre Familie investieren. Es ist ihr erlaubt, die eigenen Finanzen zu verwalten und den gesamten Verdienst für ihre Zwecke auszugeben. Bildung im Islam sollte aber natürlich nicht auf den finanziellen Aspekt reduziert werden. Der Prophet Mohammad (saw) sprach sich zum Aneignen von Wissen wie folgt aus:?Das Streben nach Wissen ist eine Pflicht für jeden Muslim, Mann oder Frau.? Demzufolge erfüllt eine gebildete Frau eine ihrer islamischen Obliegenheiten. Erinnern wir uns doch der ersten Ehefrau des Propheten Mohammad (saw) Khadidscha. Sie war eine angesehene Geschäftsfrau in Mekka, die Handelskarawanen unterhielt und unter deren Leitung der Prophet Mohammad (saw) arbeitete. Der Überlieferung zufolge, ergriff sie das Zepter und machte dem Propheten Mohammad (saw), nachdem sie von seiner Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit überzeugt war, einen Heiratsantrag. Um ein weiteres Beispiel zu nennen, führe ich Aischa (radial-lahu?anh) an, ein Vorbild einer emanzipierten selbstbewussten starken Muslimin. Nachdem der Khalif Uthman (radial-lahu?anh) ermordet worden war, wurde Ali Bnu-abi-talib (radial-lahu?anh) in das Amt des Khalifats einberufen. Als Aischa (radial-lahu?anh) erkannte, dass Ali (radial-lahu?anh) nichts dafür unternahm, die Mörder Uthmans zu verfolgen und dann zu bestrafen, machte sie sich die Verfolgung der Letzteren zu eigen, [3]. Ich könnte noch etliche weitere Beispiele von selbstständigen und selbstbewussten Musliminnen anführen. Hingegen ist es essentiell an dieser Stelle eine Schlussfolgerung aus all diesen Exempeln zu ziehen. Der Islam ehrt die Frau in allen Domänen mit dem Ehrentitel ?rab?. Ob die Frau die ?rab? des Hauses oder vorzugsweise die? rab? des öffentlichen Lebens sein möchte, ist dem betreffenden Individuum selbst überlassen. Die Frau auf die Funktion der Hausfrau zu reduzieren, ist töricht und ist mit dem Geiste des Islam und der Schönheit der arabischen Sprache inkompatibel. Während das Arabische die Frau mit Samthandschuhen anfasst, neigt die von Männern konzipierte Welt dazu, die von Gott mit Schmuck ausgestattete Perle mit dem Ausspruch ?die Hausfrau? zu zerquetschen, die Schmuckschatulle unbeachtet in das tosende Meer zu werfen.
[1] http://www.judengasse.de/dhtml/B029.htm [2] Auszüge aus Riyadus Salihin, Die Gärten der Rechtschaffenen, Imam An-Nawawi [3] Ausgewählte Kapitel islamischer Kulturgeschichte
Zitat von M.M.HanelKommentar: Hausfrau wird im Islam zu HAUSHERRIN ... schön, oder?