Gemäss dem heiligen Qur?an wurde alles im Universum im Zusammenklang sowie in Gemeinschaften erschaffen. Planeten treten in Haufen, in (mehr oder weniger) geschlossenen Systemen auf, Pflanzen auf der Erde treten gehäuft auf, Tiere in Herden, Vögel in Schwärmen. Es gibt kein Tier auf Erden, noch ein Wesen, das auf seinen Flügeln fliegt, das nicht Gemeinschaften bildet wie ihr.(Qur'an 6:38 )
Und alle diese Gruppen sind wiederum untereinander auf subtile, diffizile Art vernetzt. Sogar Lernprozesse, die einzelne Vertreter z. B. einer Tiergruppe durchmachen, übertragen sich auf andere Vertreter dieser Gruppe an entfernten Orten, wahrscheinlich ist ?Bewusstsein? ein Allgemeingut, das eigentlich jedem dafür Offenen überall zugänglich ist. Alles im Universum ist verbunden, ist vernetzt auf eine Art und Weise, die nur ALLAH subhanahu wa taala mit Seinem Wissen umfasst. Es gibt kein einziges Teilchen, das für sich selbst existiert, ohne mit dem gesamten Rest verbunden zu sein. Nichts ist sozusagen ?frei und unabhängig?. Entweder es fügt sich ein in den harmonischen Zusammenklang des Ganzen oder dann wird/macht es krank und stirbt ab. Auch Krankhaftes ist Teil dieses Ganzen aber mit im Vergleich zum Ganzen viel begrenzterem/r Lebensraum und - dauer!
Der Mensch hat nun die Möglichkeit, für sich den Weg des Sich- Einfügens in diese Ganzheit zu wählen in Harmonie. Oder er kann sich dagegen entscheiden und damit Leid und Krankheit über sich selbst und in die Schöpfung bringen. Er kann auf diese Weise ?Erfahrung sammeln? und Lernprozesse durchschreiten. Auf jeden Fall aber hat Gott uns für diesen Weg ausgerüstet, er hat uns Seine Propheten gesandt um dem Menschen Seine Rechtleitung zu überbringen. Und ER subhanahu wa taala hat diese Rechtleitung und Ermahnung auch explizit an menschliche Gemeinschaften gerichtet.
Im Qur?an, Surat al A?raf kann man dazu folgendes nachlesen:
Auch von Musas Leuten gibt es eine Umma (Gemeinschaft), die mit der Wahrheit rechtleiten und danach Gerechtigkeit üben. (7:159)
Und Wir zerteilten sie auf der Erde in Gemeinschaften. Unter ihnen gab es Rechtschaffene und solche, die dies nicht waren. Und Wir prüften sie mit Gutem und Bösem, auf daß sie umkehren mögen. (7:168)
Und unter denjenigen, die Wir erschaffen haben, gibt es eine Gemeinschaft, die mit der Wahrheit rechtleitet und nach ihr gerecht handelt. (7:181)
Surat al Waqia erwähnt in Ayat 7 die drei ?Azwag? (Zaidan: ?Zweiheiten), die als Weggenossen in die der Rechten, der Linken und der ?Muqarrabun? (Zaidan: ?am nächsten Stehenden?) eingeteilt werden.(Ayat 8 bis 10).
Die Gemeinschaft ist also ein Teil des menschlichen Lebens, der in allen ihr eigenen Aspekten im Qur?an behandelt wird und auch in der Sunna, in den Aussprüchen und der Praxis unseres Propheten Muhammad wird die Gemeinschaft der Muslime hochgehalten und ihre Konditionen werden definiert.
Der Prophet Muhammed (Friede und Segen Allahs sei auf ihm!) hat gesagt:
?Wer sich eine Handbreit von der Gemeinschaft trennt und so stirbt, stirbt den Tode der Dschahiliyya.? (Hadith Buchari)
Ibn `Umar (ra) berichtete, dass der Gesandte Allahs (sas) sagte: ?Allah lässt die Gemeinde Muhammads nicht irren. Allahs Hand ist mit der Gemeinschaft. Und wer (von ihr) fernbleibt, der wird im Höllenfeuer verbannt sein." (Tirmîdhî)
"Ich befehle euch fünf Dinge: 1) ständig in der Gemeinschaft zu bleiben, 2) Gehorsam und 3) Folgsamkeit gegenüber dem Führer, 4) die Auswanderung und 5) die Anstrengung auf dem Wege Allahs. Denn wahrlich, wer sich auch nur eine Handspanne von der Gemeinschaft der Muslime entfernt, der hat sich vom Bund des Islam losgelöst, es sei denn, er kehrt wieder in die Gemeinschaft zurück. Und derjenige, der die Muslime dazu auffordert, einem (dem Islam widerrechtlichen) Brauch der Unwissenheit zu folgen, der wird ins Höllenfeuer eingehen, auch wenn er gefastet und gebetet hat, und behauptet, dass er ein Muslim sei." (Tirmîdhî und Ahmad Ibn Hanbal)
Wir Menschen können uns also der Tatsache nicht entziehen, dass wir im Diesseits wie im Jenseits Gemeinschaften, Gruppen bilden. Schliessen wir uns nicht bewusst einer Gemeinschaft an, ordnen wir uns ?automatisch? einer anderen zu. Dies gilt ebenso für Teilbereiche des Lebens. In jedem der Teilbereiche wie dem Erwerb des Lebensunterhalts, in der Handhabe unserer Differenzen untereinander, in der Regelung unserer Familienangelegenheiten, unseres Bildungs ? und Sozialsystems unterliegen wir gemeinschaftlichen Vereinbarungen. Wir können vieles mit den Vorstellungen der Nichtmuslime vereinbaren, sicher aber nicht alles; sicher auch nicht die Vorstellung eines (?säkularen?) Staates, in dem die Rechtleitung Allahs in vielen gemeinschaftlichen Angelegenheiten keinen Platz hat. Auf diese Weise entfernen wir uns von der Praxis und damit vom Segen und Potential einer muslimischen Gemeinschaft.
Din al Islam (die Religion des Islam), unsere Rechtleitung, behandelt all die Komponenten, der verschiedenen Lebensbereiche des Menschen in ausgewogener Weise und auf der Basis des gegenseitigen Respekts, der Würde des Menschen, der Barmherzigkeit und der Wahrung sinnvoller Grenzen. Wir besitzen eine ganzheitliche Anleitung zur harmonischen Einfügung in die Schöpfung in allen Bereichen des Daseins. Eine Anleitung zur optimalen Entfaltung des Potentials jedes Einzelnen im Angesicht Gottes sowie in der Gemeinschaft ? mit eben dieser Ausrichtung. Im Islam ist das Konzept der menschlichen ?Selbstverwirklichung? explizit nur innerhalb der Gemeinschaft vorstellbar. Fremd ist dem Muslim die Idee der ?Verwirklichung? eines Individuums, das sich als losgelöste Einheit nach einer imaginierten Vorgabe entwickeln und entfalten kann. Nicht, weil man ihm dies nicht ?gönnen mag?, sondern weil man weiss, dass es nicht zum Ziel führt, ins Leere läuft. Für den Muslim ist es selbstverständlich klar, dass die Vorgaben, die uns der Din al Islam (Qur?an und Sunna) gibt, die heilbringendsten, förderlichsten für den Menschen sind. Sie sind ? wie die Geschichte sowie eigene Erfahrung lehrt - am Besten dazu geeignet, den Menschen und die menschliche Gemeinschaft ? zu maximaler Entfaltung jeglichen Potentials sowie zur maximalen Zufriedenheit und Ausgewogenheit anzuleiten, da sie zum Einklingen in die Harmonie der Schöpfung führen.
Wir befinden uns immer, ununterbrochen im Austausch. Die eigenen Gedanken sind Selbstreflexion (Austausch mit ?uns selbst?), ein Spaziergang in der Natur ist ?Austausch? mit der Schöpfung, ein Aufenthalt in der Grossstadt bringt uns in Austausch mit den flimmernden, flirrenden, diffusen Energien dieses Stadtlebens. Vor dem Fernseher befinden wir uns in einem Austausch sowie beim Lesen eines Buches. Wenn wir uns mit Menschen austauschen, tun wir dies auf bestimmte Weise und im Rahmen bestimmter allgemein akzeptierter Muster. Arbeiten wir, haben wir vereinbarte Bedingungen dafür. Heiraten wir, lassen wir uns scheiden, erziehen wir, streiten wir, versöhnen wir uns, kochen wir, sprechen wir, kleiden wir uns, fordern wir unsere Rechte ein, erledigen wir unsere Pflichten, gründen wir eine Vereinigung?. tun wir dies alles nach Regeln und innerhalb eines vereinbarten oder sich notwendig ergebenden Rahmens, meistens eben eines gesellschaftlichen, gemeinschaftlichen Rahmens.
So sind wir also gut beraten, wenn wir unserer muslimischen Gemeinschaft und unseren Vorgaben darin einen hohen Wert beimessen. Wenn wir sie nach bestem Vermögen hegen und pflegen. Wenn wir nach Möglichkeit keinen Bereich des menschlichen Austauschs dem ?Zufall? oder der menschlichen Willkür überlassen sondern uns für die Rechtleitung unseres Din in allen Angelegenheiten entscheiden. Wenn wir unseren Austausch auf allen Ebenen gezielt auswählen, Qualität hochhalten, auch hier uns an unsere Richtlinien halten. Und die Gemeinschaft suchen und pflegen; die Gemeinschaft der ?besten der Menschen?. Und uns so der Gemeinschaft aller Menschen auf die beste Weise stellen und uns in sie einbringen in scha Allah!
[3:110] Ihr seid die beste Gemeinde, die für die Menschen entstand. Ihr gebietet das, was Rechtens ist, und ihr verbietet das Unrecht, und ihr glaubt an Allah. Und wenn die Leute der Schrift geglaubt hätten, wahrlich, es wäre gut für sie gewesen! Unter ihnen sind Gläubige, aber die Mehrzahl von ihnen sind Frevler.
Al Hamdu Lillahi, Der uns als Teil dieser Gemeinschaft erschaffen hat und mögen wir unserer Aufgabe gerecht werden!